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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel IV: Determinanten des Strukturwandels im Handwerk in der wissensbasierten Ökonomie 125<br />

tems hinaus. Sie wirken allerdings bislang noch keineswegs so in die Breite, dass hiervon<br />

die Handwerkswirtschaft insgesamt profitiert könnte.<br />

In der jüngsten technologischen Entwicklung ist im Prinzip die Gefahr einer Polarisierung<br />

der beruflichen Qualifikationen angelegt: Den humankapitalintensiven High-Tech-<br />

Sektoren, der anspruchsvollen Dienstleistungen und der modernisierten Industrie stünden<br />

dann solche, vornehmlich kleingewerblich strukturierte Wirtschaftszweige gegenüber,<br />

in denen vergleichsweise niedrige Qualifikationen dominieren und denen es nicht<br />

gelingt, den Anschluss an die technologische Entwicklung zu halten (vgl hierzu auch<br />

Glotz 1999: 89ff.). Zwar spricht wenig da<strong>für</strong>, dass die hier angesprochene „Reproletarisierung“<br />

von Teilen des Handwerks tatsächlich wahrscheinlich ist. 61 Zu denken geben<br />

hier aber immerhin die schwache Präsenz besser qualifizierter Schulabgänger unter den<br />

Lehrlingen des Handwerks, die in Umfragen bekundete niedrige Attraktivität vieler<br />

handwerklicher Berufe in den Augen der Lehrstellensuchenden und die hohen Abbrecherquoten<br />

in der handwerklichen Lehre (vgl. hierzu Kapitel V). Sicher versuchen die<br />

Handwerkskammern, Fachverbände und Berufsberater, diesen Entwicklungen Einhalt<br />

zu gebieten, mit allerdings bislang mäßigem Erfolg.<br />

Das Handwerk steht, wenn es an den Früchten der Wissensgesellschaft voll partizipieren<br />

will, überdies wie alle anderen Bereiche der gewerblichen Wirtschaft vor der Herausforderung,<br />

das herkömmliche Stufenmodell der beruflichen Ausbildung in ein kohärentes<br />

System lebenslangen Lernens zu transformieren. Hierzu wurde Einiges angedacht,<br />

die Palette der Weiterbildungsangebote der handwerklichen Bildungseinrichtungen<br />

wurde ständig erweitert. Von der Entwicklung eines effektiv funktionierenden, kohärenten<br />

Systems der beruflichen Aus- und Weiterbildung, welches die Erwerbstätigen<br />

von der ersten Ausbildungszeit bis zum Eintritt in den Ruhestand begleitet, ist man indessen,<br />

nüchtern betrachtet, weit entfernt. Freilich trifft dies nicht nur auf das Handwerk<br />

zu, sondern mehr oder weniger auf die gesamte gewerbliche Wirtschaft.<br />

2.5. Europäische Integration und Globalisierung der Märkte<br />

Europäische und weltwirtschaftliche Integrationsprozesse haben das wirtschaftliche<br />

Umfeld <strong>für</strong> die unternehmerische Betätigung in Deutschland bereits in den vergangenen<br />

Jahrzehnten stark geprägt. Die weltwirtschaftliche Integration hat durch die marktwirtschaftliche<br />

Transformation der osteuropäischen Länder nachhaltige Impulse erhalten.<br />

Mit Recht sprechen Beobachter von einer neuen Welle der Globalisierung der Märkte.<br />

Gleichzeitig erlangt der bislang auf Westeuropa begrenzte europäische Integrationsprozess<br />

durch die Aufnahme mittel- und osteuropäischer Länder in die EU erstmals eine<br />

gesamteuropäische Dimension.<br />

61 In einem anderen Umfeld wurde die Gefahr einer „Proletarisierung“ des Handwerks bereits vor 130<br />

Jahren diskutiert (Verein <strong>für</strong> Socialpolitik 1895-97). Die Politik hat damals darauf eine adäquate<br />

Antwort in Gestalt der Einführung des in den Grundzügen auch heute noch existierenden beruflichen<br />

Bildungssystems gefunden. Die Dimension der Modernisierungsaufgabe, die sich heute stellt, ist in<br />

mancher Beziehung mit der damaligen vergleichbar.

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