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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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106 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

zung vonnöten. Wichtige Stichpunkte <strong>für</strong> erstere liefern hierbei die Auftragsunterlagen<br />

und die im Zusammenhang mit der Auftragsbearbeitung geführten Gespräche (Ausschreibung,<br />

Angebot, Kick-off-Gespräch), zitieren sie doch zentrale Punkte, die im öffentlichen<br />

Diskurs erörtert werden. Die Beschäftigung mit den Daten im Rahmen der<br />

vorliegenden Untersuchung und eine gründliche Auswertung der Fachliteratur hat demgegenüber<br />

prinzipiell keine anderen „Determinanten“ zutage gefördert, wohl aber die<br />

anfangs gesetzten Akzente in dem einen oder anderen Punkt verändert.<br />

Was die Prioritätssetzung, die Gewichtung einzelner Faktoren, anbetrifft, so bewegen<br />

wir uns auf einem Terrain, mit dem sich die empirische <strong>Wirtschaftsforschung</strong> gemeinhin<br />

sehr schwer tut: Es geht im Kern um künftige Entwicklungen, einen heute weitgehend<br />

unbekannten Strukturwandel, der durch das „Entdeckungsverfahren“ des Wettbewerbs<br />

gesteuert wird und den Wirtschaftspolitik nur in Grenzen beeinflussen kann. Die<br />

Übertragung des in der Vergangenheit Erfahrenen ist nur sehr begrenzt da<strong>für</strong> tauglich,<br />

die Konturen des Künftigen zu skizzieren.<br />

Wissenschaftliche Aussagen über künftige Entwicklungen sind zwangsläufig spekulativer<br />

Natur und bei den hier gefragten Prognosen handelt es sich stets um bedingte Aussagen.<br />

Das Schicksal der in den sechziger und siebziger Jahren temporär in hohem Ansehen<br />

stehenden „Futurologie“ sollte allen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlern eine<br />

Lehre sein, die sich auf ein solches Forschungsterrain begeben. Dies darf allerdings <strong>für</strong><br />

die empirische <strong>Wirtschaftsforschung</strong> kein Grund sein, sich um Auskunft und Rat auf<br />

diesem unsicheren Glacis zu drücken, sind doch gerade auf diesem Feld der aktuellen<br />

Veränderungsprozesse, der Langfristwirkungen von Grundeinstellungen der Politik<br />

wirtschaftspolitisch besonders interessante Fragen zu finden.<br />

Welches sind im Rückblick die wichtigsten Faktoren, welche die Entwicklung des<br />

westdeutschen Handwerks nach 1945 und des gesamtdeutschen Handwerks nach 1990<br />

bestimmt haben? Im Anschluss an Kapitel III sind folgende Einflussfaktoren hervorzuheben:<br />

− Die Bevölkerungsentwicklung hat stets den äußeren Rahmen <strong>für</strong> die Entfaltung des<br />

Angebots an Leistungen einer handwerklichen Grundversorgung geliefert.<br />

− Der seit Beginn des Industrialisierungsprozesses zu beobachtende Verdrängungsprozess<br />

handwerklicher Produktion durch industrielle Produktion ist, wie das Beispiels<br />

der Textil- und Bekleidungshandwerke zeigt, auch heute noch nicht abgeschlossen.<br />

− Der Industrialisierungsprozess hat seinerseits einen Bedarf an neuen handwerklichen<br />

Leistungen hervorgebracht, die durch „quasi-handwerkliche Akteure“ 49 (es<br />

49 Manche Berufe, die typische handwerkliche Attribute aufweisen, zählen nicht zum Handwerk, da sie<br />

nicht in der Anlage A (oder B) der HwO gelistet sind. Andere zählen dazu, obwohl sie in den Augen

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