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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel XII: Fazit und Schlussfolgerungen 509<br />

Das westdeutsche Handwerk ist nicht nach jahrzehntelang währender Prosperität Ende<br />

der neunziger Jahre abrupt in eine Krise geraten. Eine „Abkopplung“ der Handwerksentwicklung<br />

von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung – ein <strong>für</strong> die nicht an der<br />

Front des technischen Fortschritts stehenden Wirtschaftsbereiche eher normaler Vorgang<br />

– hat sich bereits in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre vollzogen. Die wirtschaftliche<br />

Performance des Handwerks war seither in den meisten Jahren unterdurchschnittlich.<br />

Die seit langem wirksamen sektoral-strukturellen Defizite des Handwerks<br />

kommen indessen heute stärker zum Ausdruck als früher.<br />

Ein konjunktureller Stabilisator der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ist das<br />

Handwerk – wie die mittelständische Wirtschaft insgesamt – nie gewesen. Es hat vielmehr<br />

die Ausschläge der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung entsprechend dem Gewicht<br />

der im „sektoralen Mix“ des Handwerks vertretenen Wirtschaftszweige stets<br />

nachvollzogen. Auch die Beschäftigtenentwicklung im Handwerk verlief prozyklisch.<br />

Das derzeitige Tief des Handwerks folgt hierin den üblichen konjunkturellen Mustern,<br />

obgleich die Beschäftigungsrückgänge – bedingt durch die Kombination ungünstiger<br />

struktureller Einflüsse – stärker sind als in der Vergangenheit.<br />

2.2. Entwicklungen am aktuellen Rand<br />

Seit Mitte der neunziger Jahre hat das deutsche Handwerk sehr starke Einbußen bei<br />

Beschäftigung und Umsatz hinnehmen müssen. Im Unterschied zu den früheren<br />

Schrumpfungsperioden des Handwerks erfasst die Schwundtendenz heute fast alle Gewerke,<br />

alle Gewerbezweiggruppen und alle funktionalen Gruppen (<strong>RWI</strong>-Systematik).<br />

Auch alle Bundesländer sind betroffen, die ostdeutschen Länder allerdings im Durchschnitt<br />

deutlich stärker als die westdeutschen. Die in der Handwerksforschung in der<br />

Vergangenheit übliche Unterscheidung von Expansions-, Stagnations- und Schrumpfungshandwerken<br />

ist angesichts der derzeitigen Handwerkskrise zumindest zeitweise<br />

außer Kraft gesetzt.<br />

Der anhaltende Schrumpfungsprozess des deutschen Handwerks ist durch das Zusammenwirken<br />

eines Bündels ungünstiger struktureller und konjunktureller Einflüsse zu<br />

erklären, die sich teilweise gegenseitig verstärken. Stärker als in der Vergangenheit wird<br />

heute sichtbar, das sich das Handwerk überwiegend auf Märkten bewegt, deren Expansionschancen<br />

begrenzt sind, während es – schon per institutioneller Definition – in<br />

den dynamischen Wirtschaftsbereichen der „wissensbasierten Ökonomie“ praktisch<br />

nicht präsent ist.<br />

Der wichtigste Baustein <strong>für</strong> das Verständnis der höchst ungünstigen Entwicklung des<br />

Handwerks in den zurückliegenden Jahren ist zweifellos die Baukrise. Diese ist, soweit<br />

sie durch den Verlauf des Transformationsprozesses in Ostdeutschland (stürmische Expansion<br />

des Bausektors in den frühen, Abbau der entstandenen Überkapazitäten in den<br />

späten neunziger Jahren) hervorgerufen wurde, eindeutig struktureller Natur. Dieses<br />

prägende strukturelle Element wird allerdings dadurch verstärkt, dass die westdeutsche

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