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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel III: Determinanten des Strukturwandels im Handwerk - Ex-post-Analyse 103<br />

vaten Verbrauchs hat sich ungünstig ausgewirkt. Die teilweise günstigen außenwirtschaftlichen<br />

Impulse, waren hingegen <strong>für</strong> das Handwerk zweitrangig. Strukturelle Umbruchsprozesse<br />

brechen sich im Zuge der konjunkturellen Entwicklung Bahn. Insofern<br />

ist der Schrumpfungsprozess der Beschäftigung Ausdruck struktureller Schwächen des<br />

Handwerks.<br />

Die Handwerksunternehmen, aber auch nichthandwerkliche KMU, haben vielfach auf<br />

die Herausforderungen der Märkte nicht adäquat reagiert. Unternehmerische Anpassungsdefizite<br />

sind in vielen Handwerksbereichen nicht zu übersehen.<br />

Es ist aber durchaus nicht so, dass das (westdeutsche) Handwerk nach jahrzehntelanger<br />

Prosperität Ende der neunziger Jahre abrupt in die Krise geraten sei. Eine „Abkopplung“<br />

der Handwerksentwicklung von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung – ein<br />

<strong>für</strong> die nicht an der Front des technischen Fortschritts stehenden Wirtschaftsbereiche<br />

eher normaler Vorgang – hat sich im Gegenteil bereits in der zweiten Hälfte der sechziger<br />

Jahre vollzogen. Die wirtschaftliche Performance des Handwerks war seither in den<br />

meisten Jahren unterdurchschnittlich. Die seit langem wirksamen strukturellen Defizite<br />

kommen nur heute viel stärker zum Ausdruck als früher bzw. sie wurden in den frühen<br />

neunziger Jahren durch den Vereinigungsboom überdeckt.<br />

Die Weichenstellungen der Wirtschaftspolitik der neunziger Jahre trugen wesentlich zur<br />

geringen gesamtwirtschaftlichen Dynamik bei, unter der auch das Handwerk leidet. Vor<br />

allem geht es hierbei um eine über mehrere Legislaturperioden hinweg herangereifte<br />

Problemkonstellation aus Versäumnissen in der Arbeitsmarktpolitik und bei der Reform<br />

des Sozialstaats. Stark zu Buche schlagen auch die – ungeachtet der überaus positiven<br />

Aspekte der Wiedervereinigung – erheblichen Folgelasten der wirtschaftlichen Modalitäten<br />

des Vereinigungsprozesses.<br />

Das Handwerksrecht hat die kritischen Entwicklungen der handwerklich dominierten<br />

Wirtschaftsbereiche in den letzten Jahren nicht nur nicht verhindern können, sondern<br />

wohl eher stellenweise verstärkt. Allerdings halten die Verfasser das Handwerksrecht<br />

nicht <strong>für</strong> den entscheidenden Auslöser des Schrumpfungsprozesses. Die Modernisierung<br />

des Handwerksrechts sollte aber ein wichtiger Bestandteil eines weitaus komplexeren<br />

Reformpakets sein, dessen Umsetzung erst die strukturellen Verkrustungen der<br />

deutschen Wirtschaft aufbrechen kann.

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