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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel III: Determinanten des Strukturwandels im Handwerk - Ex-post-Analyse 73<br />

zurückgingen und ein erheblicher Teil der 1990-1995 geschaffenen Baukapazitäten überflüssig<br />

wurde. Vom dann einsetzenden Abschmelzungsprozess war keineswegs nur<br />

das ostdeutsche Handwerk betroffen, sondern ebenso die westdeutsche Bauindustrie und<br />

– in etwas schwächerem Maße – auch das Bauhandwerk. Dies ist ein wichtiger Baustein<br />

zur Erklärung der in den folgenden Abschnitten behandelten Handwerkskrise.<br />

3.2. Abstieg ohne Ende?<br />

Der Zeitraum 1996-2003<br />

3.2.1. Befunde<br />

3.2.1.1. Handwerk versus Gesamtwirtschaft<br />

Das deutsche Handwerk ist in der Mitte der neunziger Jahre in eine ausgeprägte Abschwungphase<br />

eingetreten, deren Ende im derzeitigen (noch) eher ungünstigen gesamtwirtschaftlichen<br />

Umfeld noch nicht abzusehen ist. Wurden in der Handwerkszählung<br />

1995 in den selbständigen Unternehmen des deutschen Handwerks gemäß Anlage A<br />

HwO noch 6,1 Mill. Beschäftigte <strong>für</strong> den 30.9.1994 gezählt, so hat sich die Zahl der<br />

Beschäftigten bis 2002 38 (Prognose des Jahresdurchschnitts) auf 4,4 Mill. verringert.<br />

Der nominale Umsatz betrug 1994 nach dem Zählungsbefund noch 409 Mrd. €, er erreicht<br />

2002 nur noch 370 Mrd. €. Der Anteil des Handwerks an der Bruttowertschöpfung<br />

lag 1994 noch bei 10,7 % und liegt 2002 nur noch bei 8,0 % 39 .<br />

Auch nach Berücksichtigung dieses Faktors bleibt der Eindruck einer höchst ungünstigen<br />

Entwicklung des Handwerks in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre. Es kann<br />

nämlich kein Zweifel daran bestehen, dass die vierteljährliche amtliche Handwerksberichterstattung<br />

die Veränderungen von Umsatz und Beschäftigung im Handwerk im<br />

Wesentlichen korrekt abbildet. Die in der 1996 mit neuer Stichprobe wieder aufgenommenen<br />

vierteljährlichen amtlichen Handwerksberichterstattung erfasste Entwicklung<br />

fällt eindrücklich negativ aus (vgl. Schaubild III-10). Die Beschäftigung im Handwerk<br />

ist seit 1996 um gut 1 Mill. (18,8 %) zurückgegangen, der Umsatz in Preisen von 1995<br />

um rd. 37 Mrd. € (9,4 %).<br />

Für die ökonomische Bewertung der jüngsten Entwicklung wäre es interessant zu erfahren,<br />

ob eventuell ein institutionell, d.h. durch einen „Austritt“ von Unternehmen aus<br />

dem Handwerk bedingter Substanzverlust des Handwerks zu dem Niedergang der letzten<br />

Jahre beigetragen hat. Im Kapitel II wurde auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht,<br />

dass in der Rolle verzeichnete Unternehmen, die längst über handwerkliche Dimensionen<br />

hinaus gewachsen sind, ihre Eintragung in die Handwerksrolle löschen lassen<br />

und damit aus dem Handwerk „austreten“. Die Statistischen Ämter wären nach den<br />

38 Bei allen im vorliegenden Bericht <strong>für</strong> das Jahr 2002 genannten Daten handelt es sich um Schätzungen,<br />

die auf den Ergebnissen des ersten Halbjahres und der Prognose der Entwicklung im zweiten<br />

Halbjahr basieren.<br />

39 Zu jeweiligen Preisen; Schätzung auf Basis der Prämisse konstanter Vorleistungsquoten.

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