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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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296 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Strategiegenese beinhaltet somit auch ein Routinen schaffendes und verbreitendes Element.<br />

„Irritationen“ im betrieblichen Geschehen lösen Klärungsprozesse aus, die den<br />

Anstoß zum Übergang zu neuen und aktiv gebildeten Handlungsmustern liefern. Dabei<br />

erfolgt der Wechsel zu agierendem Verhalten entweder inkremental und lässt sich als<br />

allmählicher Lernprozess des Unternehmers charakterisieren, oder abrupt über betriebsinterne<br />

und -externe krisenhafte Impulse. Grundsätzlich dürfte die jeweilige Schwelle,<br />

unterhalb derer keine Änderungen der betrieblichen Handlungsmuster <strong>für</strong> notwendig<br />

erachtet werden, neben den unternehmerischen Zielen stark vom Erfahrungshintergrund<br />

des Unternehmers und seiner kognitiven Wahrnehmung abhängen. Zugleich ist zu beachten,<br />

dass besonders in unbekannten Situationen, zu denen auch Unternehmenskrisen<br />

zählen, Unternehmer generell auf erlerntes und ihnen vertrautes Verhalten zurückgreifen.<br />

Die Schwellen <strong>für</strong> Verhaltensänderungen müssen also entsprechend hoch sein.<br />

Mögliche Auslöser aktiverer Strategiegestaltung lassen sich internen und externen<br />

Konstellationen zuordnen (Pina e Cunha et al. 1999). Als internes Schlüsselereignis ist<br />

die grundlegende unternehmerische Orientierung zu nennen, die mit Blick auf Unternehmenswachstum<br />

den Einsatz gestalteter – antizipierender – Strategien voraussetzt.<br />

Hier erfolgt der Übergang vom Improvisieren zum Gestalten in der Regel bewusst. Externe<br />

Schlüsselereignisse <strong>für</strong> einen strategischen Übergang im Handwerk wären in erster<br />

Linie wirtschaftlicher Natur – beispielsweise Konjunktureinbrüche – oder durch den<br />

strukturellen Wandel bedingt.<br />

2.3. Strategische Optionen im Handwerk<br />

Jede Unternehmenspopulation besteht somit aus einem Mix von dynamischen Pionierunternehmen,<br />

von Unternehmen, die das Beispiel der Pionierunternehmer aktiv nachahmen<br />

und von solchen Unternehmen, die unter Druck passiv reagieren und ihre Geschicke<br />

nicht aktiv in die Hand nehmen. Die Pionierunternehmer stellen im Regelfall<br />

nur eine numerisch unbedeutende, wirtschaftlich aber äußerst wichtige Minderheit dar,<br />

wobei dies allerdings je nach Branche und Lebenszyklus der Branche stark schwanken<br />

dürfte. Die aktiv imitierenden Unternehmer sind weitaus zahlreicher, aber ebenfalls eine<br />

Minderheit. Die meisten Unternehmen sind eher der letztgenannten Gruppe – den passiv<br />

reagierenden Unternehmern zuzurechnen. Innovativ und wachstumsorientiert – was<br />

nicht immer zusammengehen muss – sind vor allem die Unternehmen der Pionierunternehmer.<br />

Diese Unterschiede sollte man im Auge behalten, wenn am über Strategien der<br />

Handwerksbetriebe und strategische Optionen redet.<br />

Verfehlt wäre in diesem Zusammenhang allerdings die normative Bestimmung allgemein<br />

verbindlicher Strategiemuster, die den nach Beruf, Wirtschaftszweig und Größe<br />

verschiedenen Handwerksbetrieben übergestülpt werden. Sinnvoller ist dagegen die<br />

Abgrenzung betriebswirtschaftlicher Optionsfelder, in denen sich dem Handwerksunternehmer<br />

individuelle – je nach Unternehmensgröße, Sektor, Zielsetzung der unternehmerischen<br />

Tätigkeit – Möglichkeiten <strong>für</strong> eine aktivere Strategiegenese bieten. Für<br />

das Handwerk lassen sich unter den heutigen gesamtwirtschaftlichen und -gesellschaftlichen<br />

Bedingungen eine Reihe von Optionsfeldern identifizieren, in denen sich

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