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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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508 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

ren. An den Ostgrenzen Deutschlands, dürfte sich die Wettbewerbssituation vieler deutscher<br />

Handwerksbetriebe nach vollzogener EU-Osterweiterung weitaus kritischer darstellen.<br />

Die Osterweiterung eröffnet innovativen und expandierenden Handwerksunternehmen<br />

zugleich auch beträchtliche Chancen.<br />

Der demographische Wandel bringt erhebliche Herausforderungen <strong>für</strong> das Handwerk<br />

mit sich. Es wird auf längere Sicht zunehmend in einem harten Wettbewerb mit den<br />

nichthandwerklichen Industrie und Dienstleistungsunternehmen um qualifizierte Arbeitskräfte<br />

stehen. Der demographische Wandel beeinflusst auch das Verbraucherverhalten<br />

und die Konsumnachfrage. Die hier zu prognostizierenden Effekte fallen allerdings<br />

nicht eindeutig aus. Einer gestiegenen Nachfrage nach Gesundheitsleistungen und<br />

einer Vermehrung der haushaltsabhängigen Ausgaben (durch Zunahme der Zahl der<br />

Haushalte) stehen Nachfrageausfälle an anderer Stelle gegenüber. Skeptisch sind die<br />

Verfasser bezüglich der Erwartung, eine demographisch bedingte steigende Nachfrage<br />

nach Qualitätsprodukten käme vor allem dem Handwerk zugute. Hier kann die Industrie<br />

in Zeiten der „kundenindividuellen Massenproduktion“ dem Handwerk leicht Paroli<br />

bieten.<br />

Das im 20. Jahrhundert starken Modifikationen unterworfene Handwerksrecht (Gewerberechtsnovelle<br />

1897, kleiner Befähigungsnachweis 1908, großer Befähigungsnachweis<br />

1935 und 1953) hat die Entwicklung des Handwerks zweifellos beeinflusst. Indessen<br />

war dieser Einfluss keineswegs dominierend im Sinne einer monokausalen Bestimmung<br />

der Handwerksentwicklung und war – aufs Ganze gesehen – wohl eher ambivalent.<br />

2. Empirische Befunde<br />

2.1. Langzeittrends<br />

Der Unternehmensbestand im westdeutschen Handwerk hat sich im vergangenen halben<br />

Jahrhundert fast halbiert. Die zu beobachtende Zunahme der durchschnittlichen<br />

Unternehmensgrößen im Handwerk ist nicht nur auf das natürliche Wachstum stark<br />

expandierender Handwerksunternehmen und die Wirkungen von economies of scale<br />

and scope in bestimmten Segmenten der Handwerkswirtschaft zurückzuführen, sondern<br />

auch auf die Eigenheiten des deutschen Handwerksrechts, welches Kleinstgründungen<br />

im Handwerk vereitelt oder erschwert.<br />

Die Beschäftigung im Handwerk bewegte sich lange Zeit auf einem relativ stabilen<br />

Niveau bzw. hielt im Wesentlichen mit der Bevölkerungsentwicklung Schritt. Die starke<br />

Beschäftigungszunahme im westdeutschen Handwerk in den späten achtziger und<br />

den frühen neunziger Jahren geht vor allem auf die Zunahme der geringfügigen Beschäftigung<br />

zurück und wird daher – gerechnet in Vollzeitäquivalenten – statistisch überzeichnet.<br />

Hinzu kamen statistische Erfassungsprobleme des institutionell abgegrenzten<br />

Handwerks, die zu einer temporären, auf einer statistischen Illusion basierenden<br />

Überzeichnung der Beschäftigungsdynamik im Handwerk geführt haben.

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