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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel VII: Strategien und Anpassungsprozesse auf betrieblicher Ebene 331<br />

weil sie natürlich in das Kalkül der Handwerksmeister eingehen, wenn diese nach neuen<br />

Vertriebsformen suchen. Die Beschäftigung eines Meisters oder einer Meisterin in einer<br />

Filiale wirkt sich auf den Kostenplan und damit auf die Wirtschaftlichkeit eines solchen<br />

Konzeptes aus.<br />

Neben den Filialsystemen haben Franchisesysteme im Handwerk weite Verbreitung<br />

gefunden. Ein Franchisesystem wird dabei wie folgt definiert: „A form of business organization<br />

in which a firm which already has a successful product or service (the franchisor)<br />

enters into a continuing contractual relationship with other businesses (franchisees)<br />

operating under the franchisor's trade name and usually with the franchisor's guidance,<br />

in exchange for a fee.” (Shivell, Banning 1995: 8). Franchisesysteme basieren auf<br />

(gesicherten) Rechten an gewerblichem und geistigem Eigentum wie Warenzeichen,<br />

Handelsnamen, Ladenschildern, Gebrauchsmustern, Geschmacksmustern, Urheberrechten,<br />

Know-how oder Patenten, die zum Zweck des Weiterverkaufs von Waren oder der<br />

Erbringung von Dienstleistungen an Endverbraucher genutzt werden.<br />

Die Franchisekonzepte lassen sich unterscheiden in Vertriebsfranchising (hier verkauft<br />

der Franchisenehmer bestimmte Waren in seinem Geschäft, welches den Namen des<br />

Franchisegebers trägt; ein Beispiel ist ein Baumarkt), dem Dienstleistungsfranchising<br />

(hier bietet der Franchise-Nehmer Dienstleistungen unter der Geschäftsbezeichnung des<br />

Gebers an und verpflichtet sich, bestimmte Richtlinien und Vorgaben einzuhalten; Beispiel:<br />

Friseur) sowie dem Produktionsfranchising (hier stellt der Nehmer eine bestimmte<br />

Ware nach Anweisungen des Franchisegebers selbst her und verkauft diese unter dem<br />

Warenzeichen des Franchisegebers; z.B. Fensterbau).<br />

Bei der Mehrzahl der Franchisekonzepte in Handel und Handwerk handelt es sich um<br />

industrielle Vertriebssysteme, da die Industrie auf eine dezentrale Verkaufs- und Verteilorganisation<br />

ihrer Produkte angewiesen ist. Dabei sucht sie über Franchisekonzepte<br />

vor allem immer dann den Kontakt zum Handwerk, wenn es um handwerkstypische<br />

Installationen oder Dienstleistungen geht. Franchisesysteme im Handwerk haben sich<br />

überall dort in nennenswertem Maße etablieren könne, wo sich Handwerksbetriebe als<br />

Vertriebsschiene <strong>für</strong> Industrieprodukte eignen (SHK, Friseure).<br />

Weiterhin sind Franchisemodelle dort erfolgreich, wo zielgruppenorientierte Ladenkonzepte<br />

eine wichtige Rolle spielen (Friseur, Textilreiniger, Backshops). Produktionsfranchising<br />

ist im Tischlerhandwerk vertreten (Portas). Hier wird ein patentiertes System<br />

der Türen, Fenster und Möbelrestaurierung über das Handwerk umgesetzt. Die Zahl der<br />

auf dem Markt vertretenen Franchisesysteme ist inzwischen sehr groß. In einigen<br />

Handwerkszweigen haben sich einzelne Systeme durchgesetzt, in anderen bestehen<br />

zahlreiche unterschiedliche Systeme nebeneinander. Eine vollständige Übersicht über<br />

Franchisesysteme, die in Handwerksmärkten vertreten sind, kann nicht erstellt werden,<br />

auch aufgrund der beachtlichen Fluktuation bei diesen Vertriebsformen. Eine Kurzrecherche<br />

im Internet (Tabelle VII-5) vermittelt zumindest einen kleinen Einblick: Neben<br />

stark auf Teilsegmente des Gesamtmarktes fokussierte Modelle (z.B. Autoglasreparatur)

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