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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel IV: Determinanten des Strukturwandels im Handwerk in der wissensbasierten Ökonomie 107<br />

muss sich dabei keineswegs immer um Handwerksbetriebe im Sinn des deutschen<br />

Handwerksrechts handeln!) in einer eher abhängigen, untergeordneten Position innerhalb<br />

der industriellen Wertschöpfungsketten zu erbringen sind. Auch dieser<br />

Prozess dauert an.<br />

− Der mit der Industrialisierung einhergehende technische Fortschritt hat das Handwerk<br />

in allen seinen Bereichen selbst erfasst. Das Handwerk bedient sich vielfach<br />

quasiindustrieller Produktionsmethoden. Im Zuge neuerer Entwicklungen verschwinden<br />

die technologischen Unterschiede zwischen handwerklicher und industrieller<br />

Produktion in einigen Bereichen der Handwerkswirtschaft ganz.<br />

− Ordnungspolitische Regelungen haben die Entwicklung des Handwerks seit der<br />

Ära Bismarck zweifellos erheblich beeinflusst. Hierbei geht es keineswegs nur um<br />

den „Meisterzwang“, der erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts wirksam ist, sondern<br />

natürlich auch um den „kleinen Befähigungsnachweis“, die Kammerorganisation<br />

und auch um andere Regelungen, z.B. diejenigen des Arbeits- und Sozialrechts.<br />

Die hier aufgelistete Auswahl relevanter Einflussfaktoren kann und soll nicht erschöpfend<br />

sein, aber immerhin handelt es sich um Faktoren, welche die Entwicklung des<br />

Handwerks entscheidend beeinflusst haben, übrigens nicht nur in Deutschland, sondern<br />

auch in allen anderen europäischen Volkswirtschaften. Interessant ist, dass der Einfluss<br />

sämtlicher genannter Faktoren am Beginn des 21. Jahrhunderts keineswegs geringer ist<br />

als früher. Sie wirken vielmehr in der Gegenwart weiter und sind ohne Ausnahme auch<br />

unter den wichtigsten Einflussfaktoren der künftigen Handwerksentwicklung zu nennen.<br />

1.2. Handwerk in der „wissensbasierten Ökonomie“:<br />

Unverändert, überflüssig oder ein anderes Handwerk?<br />

Der Terminus „wissensbasierte Ökonomie“ ist in aller Munde, ohne dass dabei immer<br />

so recht klar würde, worin diese sich von den uns wohl vertrauten Industriewirtschaften<br />

des 19. und des 20. Jahrhunderts genau unterscheiden soll. Beim näheren Hinsehen gibt<br />

es in der Tat keine klaren Zäsuren zwischen „Industrieökonomie“ und „wissensbasierter<br />

Ökonomie“; die Unterschiede zwischen beiden erscheinen zunächst eher gradueller als<br />

substanzieller Natur. 50 Die <strong>für</strong> die „wissensbasierte Ökonomie“ konstitutiven Entwicklungen<br />

- insbesondere Verwissenschaftlichung der Produktion, elektronisch basierte<br />

Informationsverarbeitung - haben bereits im 19. bzw. in der Mitte des 20. Jahrhundert<br />

eingesetzt und ob aus den derzeitigen technologischen Entwicklungen wirklich ein neu-<br />

einer nichtfachkundigen Öffentlichkeit eigentlich kein „Handwerk“ sind (vgl. zur Abgrenzungs-<br />

bzw. Identitätsproblematik Kapitel II).<br />

50 Dies trifft natürlich auf alle in der Wirtschafts- und Sozialgeschichte identifizierten Epochenzäsuren<br />

wie Rostows „take-off“, Beginn der Industrialisierung, aber auch Spätantike – Mittelalter, Beginn<br />

der Renaissance u.a. zu. „Epochenscheiden“ sind mentale Konstrukte, die komplexere Verhältnisse<br />

der Wirklichkeit auf eingängige Formeln bringen, aber als analytische Instrumente unentbehrlich<br />

sind.

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