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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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184 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Die verhaltenen Gründungs- und Schließungsaktivitäten im Handwerk und die damit in<br />

engem sachlogischen Konnex stehende relativ hohe Bestandsfestigkeit der Handwerksgründungen<br />

erklärt sich zum einen daraus, dass im Handwerk vermittels des großen<br />

Befähigungsnachweises eine Ex-ante-Selektion unter den potenziellen Gründern stattfindet.<br />

Die gründungsbereiten Jungmeister sind zudem besser auf die Selbständigkeit<br />

vorbereitet als viele andere Gründer in kleingewerblichen Bereichen. Es ist zu vermuten,<br />

dass die vom Gesetzgeber verordnete vorwettbewerbliche Selektion hinsichtlich des<br />

sich letztlich auf den Handwerksmärkten durchsetzenden Personenkreises zu ähnlichen<br />

Ergebnissen führt wie der wettbewerbliche Auswahlprozess. Zum anderen spielt aber<br />

auch zweifellos ein „Marktberuhigungseffekt“ eine Rolle. Die Zahl der neu in den<br />

Markt eintretenden Gründer wird durch den gesetzlichen Selektionsmechanismus künstlich<br />

gedrosselt. Dies erhöht sowohl die Marktchancen der zugelassenen Gründer als<br />

auch diejenigen der bereits im Markt agierenden Unternehmen.<br />

Der in jüngster Zeit zu beobachtende Rückgang der Zahl der Teilnehmer an Meisterausbildungskursen<br />

und der erfolgreich abgelegten Meisterprüfungen ist auf die demographische<br />

Entwicklung, d.h. das Eintreten geburtenschwächerer Jahrgänge in das<br />

Erwerbsleben, zurückzuführen. Angesichts der Abnahme der Zahl der neu <strong>für</strong> eine<br />

Gründung in Betracht kommenden Jungmeister ist der Erhalt des Unternehmensbestandes<br />

auf längere Sicht nicht gesichert, solange in den betreffenden Gewerken der Zugang<br />

zum Markt über die Meisterprüfung reguliert wird.<br />

3. Die „Facharbeiterschmiede“ der Nation?<br />

Berufliche Erstausbildung im Handwerk<br />

3.1. Zur Zukunftstauglichkeit des dualen Systems<br />

Die gegenwärtige Situation des deutschen Ausbildungsmarktes lässt sich in Anlehnung<br />

an den Überlegungen der Kultusministerkonferenz wie folgt charakterisieren (KMK<br />

1998):<br />

– Es gibt einen anhaltenden Engpass bei der Versorgung der jungen Generation mit<br />

Ausbildungsstellen, wobei die Demografie hierzu regional unterschiedlich beiträgt.<br />

– Dieser Engpass korrespondiert in den alten Ländern mit einem Abbau von Ausbildungskapazitäten<br />

in den Unternehmen. Die Ausbildungsbildungskapazitäten hängen<br />

auch von der Ausbildungsbereitschaft der Betriebe ab. Ziel muss es sein, die Beteiligung<br />

wieder zu steigern.<br />

– Der strukturelle Wandel hat die quantitative Bedeutung vieler Ausbildungsberufe<br />

des produzierenden Sektors gemindert; zugleich hat gerade in den letzten Jahren die<br />

Zahl neuer Berufe - in z. T. dual bisher kaum erschlossenen Branchen - zugenommen.<br />

Diese Entwicklungen haben zur Vergrößerung des Anteils gering besetzter<br />

„Splitterberufe“ (etwa 200 von insgesamt 360 Ausbildungsberufen) beigetragen.

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