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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel V: Strukturwandel im Handwerk I: Branchenübergreifende Aspekte 167<br />

mietvertraglicher Regelungen – regelmäßiger durchgeführt werden. Hieraus mag eine<br />

höhere Krisenanfälligkeit der Zimmererbetriebe resultieren.<br />

Bemerkenswerter Weise fällt die Analyse der Überlebenswahrscheinlichkeit der Handwerksunternehmen<br />

im Kammerbezirk Düsseldorf etwas günstiger aus als die aus der<br />

Handwerkszählung 1995 abgeleiteten Befunde. Gemäß HZ 1995 waren am 31. März<br />

1995 noch 65,5 % aller im Zeitraum 1990-1993 neu gegründeten Handwerksbetriebe<br />

noch auf dem Markt, im Kammerbezirk Düsseldorf haben jedoch – im langfristigen<br />

Durchschnitt – 73,8 % (ohne „Einjahresgründungen“! 82 ) aller vollhandwerklichen<br />

Gründungen die ersten vier Jahre überlebt. 83 Da unterschiedliche Zeiträume zugrunde<br />

liegen, sind diese Zahlen allerdings nur begrenzt direkt vergleichbar. Zudem sind in den<br />

Düsseldorfer Zahlen die Betriebsübernahmen enthalten, da aufgrund der Registrierungspraxis<br />

eine saubere Trennung zwischen Neugründungen und Übernahmen nicht<br />

möglich ist. Die Betriebsübernahmen weisen jedoch eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

auf als die Neugründungen. So betrachtet, liegen die Werte aus der<br />

HZ 1995 und unserer Analyse <strong>für</strong> den Kammerbezirk Düsseldorf erstaunlich dicht beieinander.<br />

Angesichts der Politisierung der Diskussion um die „richtigen“ Gründungszahlen in<br />

den zurückliegenden Jahren sei die Frage gestattet, ob die zitierten Daten des Statistischen<br />

Bundesamts zur HZ 1995 falsch sind. Immerhin könnten viele Betriebsinhaber<br />

das Feld des Fragebogens, in dem nach dem Gründungsjahr gefragt wird, falsch ausgefüllt<br />

haben. Dies erscheint uns aber angesichts der Natur der Frage als gänzlich unwahrscheinlich.<br />

Wer 1995 die Frage zu beantworten hatte, ob der Betrieb 1994, zwischen<br />

1990 und 1993 oder zu einem früheren Zeitpunkt gegründet oder übernommen wurde,<br />

muss im März 1995 noch in der Lage gewesen sein, hierauf korrekt zu antworten. Ein<br />

mögliches Interesse an Falschangaben ist – anders als bei der Frage nach dem Umsatz in<br />

1994 84 – hier auszuschließen.<br />

82 Im Düsseldorfer Kammerbezirk scheiden nach unseren Berechnungen im Jahresdurchschnitt 11,2 %<br />

der Gründer bereits in den ersten 12 Monaten nach der Eintragung wieder aus dem Markt aus bzw.<br />

werden überhaupt nicht wirtschaftsaktiv. Diese „Eintagsfliegen“ unter den Gründungen wurden aus<br />

den HZ-Zahlen hier herausgerechnet, um den Vergleich zum Kammerbezirk Düsseldorf zu ermöglichen.<br />

83 Gemessen wird in der Düsseldorfer Untersuchung jeweils die Fortexistenz einer Eintragung des<br />

Jahres n im Folgejahr bzw. in einem beliebigen späteren Referenzjahr. Das Überleben der Gründungen<br />

laut HZ bezieht sich auf den 31. März 1995, also nicht, wie im Düsseldorfer Fall auf die Mitte<br />

des Referenzjahrs. Dies erhöht die aus der HZ 1995 errechneten Überlebensquoten geringfügig.<br />

84 Angesichts eines blühenden und expandierenden Markts <strong>für</strong> informell erbrachte handwerkliche und<br />

handwerksartige Leistungen könnten die Umsatzangaben mancher Betriebe zu niedrig gewesen sein.<br />

„Leistungen ohne Rechnung“ werden allerdings gehäuft nur in den relativ wenigen hier<strong>für</strong> sensiblen<br />

Bereichen erbracht. Somit dürfte dieser Wert bezogen auf den Gesamtumsatz der Handwerkswirtschaft<br />

gering gewesen sein. Soweit Handwerker nebenberuflich in der Schattenwirtschaft tätig werden,<br />

findet dies in der Regel am Rande des betrieblichen Geschehens statt, ist also diesem nicht direkt<br />

zuzuordnen (z.B. Übernahme kleinerer Wochenendaufträge durch Gesellen mit stillschweigender<br />

Billigung des Betriebsleiters).

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