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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel VI: Strukturwandel im Handwerk II: Zur Entwicklung ausgewählter Gewerke 287<br />

Dass man von einem geringen zahlenmäßigen Gewicht einzelner Handwerke sowie von<br />

kleinen Betriebseinheiten nicht automatisch auf eine schwache „Performance“ aller<br />

Kleingewerke schließen darf, deuten die in Tabelle VI-10 zusammengestellten Daten<br />

zum Umsatz an. Die mit 0,007% aller Beschäftigten der Handwerkswirtschaft agierenden<br />

Chirurgiemechaniker erwirtschaften über 50% ihres Umsatzes im Exportgeschäft.<br />

Die mit durchschnittlich 4 bis 5 Beschäftigten arbeitenden Bogenbauer konnten im Zeitraum<br />

der Handwerkszählung 1994/95 ebenfalls einen Umsatzanteil von 45% <strong>für</strong> Auslandsgeschäfte<br />

ausweisen. Als relativ exportstarke Gewerke gelten weiterhin die Holzspielzeugmacher,<br />

aber auch Graveure und Büchsenmacher, Geigenbauer, Zupfinstrumentenmacher<br />

und Holzblasinstrumentenmacher sowie Edelsteinschleifer und<br />

Wachszieher.<br />

Auch als Lieferanten von Vorleistungen tragen einige Kleingewerke wesentlich zur<br />

Funktionsfähigkeit der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens bei, u.a. Brunnen- und<br />

Backofenbauer, Glockengießer, Müller, Brauer und Weinküfer, aber auch Weber, Sticker<br />

oder Sattler.<br />

8.2. Entwicklungslinien kleiner Gewerke im Vergleich<br />

(Westdeutschland 1956 – 1994)<br />

Die bisherige Aufzählung typischer Kleingewerke verdeutlicht, dass es sich bei ihnen zu<br />

einem großen Teil um sehr traditionsreiche Handwerke handelt. Einige dieser Handwerkszweige<br />

unterlagen in den vergangenen Jahrzehnten einem drastischen Schrumpfungsprozess.<br />

Sie werden mittlerweile als „untergegangene Berufe“ (Palla 1994) umschrieben,<br />

von denen nur noch wenige Exoten in geschützten Nischen zu überleben<br />

vermögen. Eine differenzierte Analyse der Entwicklung ausgewählter Kleinhandwerke<br />

– so es auf Basis der Angaben amtlicher Statistiken und einzelner Studien möglich ist –<br />

lässt jedoch eine erstaunliche Vielfalt an Entwicklungpfaden erkennen (Tabelle VI-11).<br />

So darf den Chirurgiemechanikern und den Büchsenmachern hinsichtlich des Unternehmensbestandes<br />

und der Veränderungen der Betriebsgrößen eine insgesamt positive<br />

Entwicklung <strong>für</strong> die zweite Hälfte des 20.Jahrhunderts beschieden werden. Der Musikinstrumentbau<br />

hat insgesamt eine leichte Schrumpfung des Unternehmensbestandes von<br />

4% in 40 Jahren hinzunehmen, kann jedoch im Gegenzug auf leichte Beschäftigungsgewinne<br />

verweisen. In einigen Gewerken geht der beachtliche Rückgang in der Gesamtzahl<br />

der Unternehmen mit leichten Beschäftigungsgewinnen und einer Erhöhung<br />

der durchschnittlichen Betriebsgröße einher. Als Beispiel <strong>für</strong> diesen Konzentrationsprozess<br />

stehen die Brunnenbauer, Brauer/Mälzer und das Gewerk der Wachszieher (Tabellen<br />

VI-10 und VI-11).<br />

Besonders starken Schrumpfungsprozessen unterlagen seit der Mitte des 20 Jahrhunderts<br />

die Sattler, Weber und Sticker sowie die Drechsler, Korbmacher, Müller und<br />

Weinküfer. Die Auswertung der Handwerkszählungen von 1956 bis 1995 ergab <strong>für</strong> die<br />

genannten Gewerbe Veränderungsraten von -73% bis -93% hinsichtlich der Unternehmenszahl.<br />

Auch die Beschäftigung ging in diesen Gewerken drastisch zurück. Bei

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