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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel X: Modernisierung des Handwerksrechts 479<br />

ternehmen führt zu einem intensiveren Wettbewerb und beeinflusst das Marktverhalten<br />

der am Markt befindlichen Konkurrenten. Der Suchprozess des Wettbewerbs führt zur<br />

Entwicklung neuer technologischer und organisatorischer Lösungen, zur Diversifizierung<br />

des Angebots, zu höheren Anstrengungen der Anbieter, die versprochene Qualität<br />

zu liefern und sich als kundenfreundlich zu erweisen.<br />

Hierbei ist die Rolle von Außenseitern hervorzuheben: Unternehmer, die nicht auf dem<br />

eingefahrenen Karriereweg einer Branche – Erwerb des großen Befähigungsnachweises<br />

– sozialisiert sind, sondern unkonventionelle Berufskarrieren hinter sich haben, aber<br />

auch etablierte Unternehmen benachbarter Branchen, können eine hervorragende Rolle<br />

bei der Entwicklung innovativer Produkt- und Marktkonzepte spielen. Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass sich Pionierunternehmer im Sinne Schumpeters oder der Markttheorie von<br />

Heuss (1965) aus solchen Außenseiterkreisen rekrutieren, ist besonders hoch. Um so<br />

unbegreiflicher ist es, dass selbst Techniker, Industriemeister und Hochschulabsolventen<br />

ingenieurtechnischer Fachrichtungen und von Architekturstudiengängen bis zum<br />

heutigen Tag kein verbindliches Zugangsrecht zu den Handwerksberufen haben. Der<br />

Verzicht auf dynamische Wettbewerbseffekte ist unter den Kosten der Beschränkung<br />

des Marktzutritts zu verbuchen. Die Teilliberalisierung der Handwerksordnung wird<br />

daher wahrscheinlich dem Gründungsgeschehen Impulse verleihen und sich intensivierend<br />

auf den Wettbewerb auswirken. Eine rückläufige Bestandsfestigkeit der in den<br />

Markt eintretenden Unternehmen, die eher den normalen Mustern kleingewerblich dominierter<br />

Märkte folgt, wäre billigend in Kauf zu nehmen.<br />

3.2.2.4. Beschäftigung<br />

Kein Argument <strong>für</strong> wirtschaftspolitische Maßnahmen ist in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit<br />

zugkräftiger als der Hinweis auf zu erwartende hohe Beschäftigungsgewinne. Aus<br />

abstrakter wettbewerbsökonomischer Sicht lässt sich überzeugend argumentieren, die<br />

Beschränkung des Marktzugangs zum Handwerk habe Monopolisierungstendenzen auf<br />

den Handwerksmärkten herbeigeführt und damit zu Preisen geführt, die deutlich höher<br />

sind als die sich bei vollkommener Konkurrenz einstellenden Gleichgewichtspreise. Das<br />

Angebot würde mithin künstlich verknappt, die Menge der durch die Unternehmen umgesetzten<br />

Güter und Leistungen und damit natürlich auch die Beschäftigung sei kleiner<br />

als bei freiem Wettbewerb. Diese Argumente sind zweifellos auf den ersten Blick überzeugend.<br />

In der Praxis stellen sich die Dinge indessen komplizierter dar.<br />

Hier werden zunächst nur Hypothesen bezüglich der Wettbewerbssituation auf den<br />

Handwerksmärkten formuliert, über die realen Wettbewerbsverhältnisse weiß die Forschung<br />

jedoch faktisch – abgesehen von intuitiven Urteilen – nur wenig zu berichten.<br />

Generalisierende Sachaussagen über Beschäftigungseffekte verbieten sich vor diesem<br />

Hintergrund, möglich sind indessen Vermutungen. Das sei am Beispiel des Baugewerbes<br />

verdeutlicht. Im Ausbaugewerbe operieren die Unternehmen beispielsweise ganz

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