RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

418 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des RWI
Ein wesentlicher Grund für die Abweichungen der realen Preisstrukturen von den „idealen“,
die sich nach dem Gesetz der einheitlichen Preise eigentlich einstellen müssten,
liegt darin, dass nur ein Teil der Güter international handelbar ist und bei den nichthandelbaren
– zu denen die meisten Leistungen des Handwerks gehören – Arbitrageprozesse
nur in begrenztem Umfang, über Faktorbewegungen eintreten können. Mögliche
Gründe für erklärungsbedürftige Preisdifferenzen bei international handelbaren Gütern
können z.B. sein Unterschiede in der Marktkonzentration und der Wettbewerbsintensität,
Preisdifferenzierungsstrategien international operierender Unternehmen, Unterschiede
in den Regulierungs- und Steuersystemen und unterschiedliche Präferenzstrukturen
der Konsumenten.
Preisunterschiede bei nichthandelbaren Gütern und Leistungen, zu denen das Gros der
Leistungen des Handwerks zu zählen ist, sind – wie bereits oben erwähnt – im Prinzip
leichter zu erklären als solche bei handelbaren Gütern. Hier ist vor allem auf einen Faktor
hinzuweisen, der die beträchtlichen Preisunterschiede für lokal und regional gehandelte
Leistungen zwischen den nördlichen und den südlichen Ländern der Europäischen
Union erklären kann. Intersektorale Faktorpreisunterschiede halten sich innerhalb eines
gegebenen nationalen Rahmens gemeinhin in relativ engen Grenzen. Die Löhne von
Sektoren in den auf lokale Märkte orientierten Sektoren gleichen sich tendenziell an
diejenigen, die stark internationale Märkte bedienen, an. Deutschland, die Niederlande,
Dänemark oder Finnland sind vor diesem Hintergrund im Vergleich zu Portugal, Griechenland
und Spanien auch auf handwerklichem Gebiet Hochpreisländer, die letztgenannten
Niedrigpreisländer.
Die Schweiz z.B. gilt in Europa zu Recht als Land mit einem vergleichsweise hohen
Preisniveau. Eine Schweizer Studie zu den Ursachen der Preisniveaudifferenzen zwischen
der Schweiz und den EU-Staaten sowie der innersektoralen Preisunterschiede in
der Schweiz weist auf ein breites Bündel von Ursachen hin, welche den Preisdifferenzen
zugrunde liegen (BAK 2003: 166-169; INFRAS 2003: 10-15): eine geringere Wettbewerbsintensität
auf den Gütermärkten, sozial- und umweltpolitische Regulierungen,
die hohen Arbeitskosten in der Schweiz, Auswirkungen der Regulierung auf netzbasierten
Märkten, die im Zuge der eingeleiteten Deregulierungsmaßnahmen verschwinden.
Die Kapitalkosten waren hingegen für Schweizer Unternehmer eher vorteilhaft, wirkten
also preisreduzierend. Interessanterweise weist das Schweizer Handwerk nicht – wie
man eigentlich erwarten könnte – durchgängig höhere Leistungspreise auf wie die EU
im Durchschnitt, sondern ein Preisvergleich fällt differenzierter aus. Das gebotene Material
reicht allerdings nicht aus, hieraus weitergehende Schlüsse zu ziehen. Mit dem
Beitritt osteuropäischer Länder werden Preisdifferenzen der angesprochenen Art innerhalb
der Europäischen Union drastisch zunehmen, was für das deutsche Handwerk nicht
nur im grenznahen Raum in der Tat erhebliche Herausforderungen mit sich bringen
wird.
Preisdifferenzen bei handwerklichen Leistungen sind in der EU zweifellos in hohem
Maße anzutreffen und sie können, wie gezeigt, sehr unterschiedliche Ursachen haben.
Wie aber steht es um den Einfluss der Regulierung handwerklicher Gewerbe auf die