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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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72 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

preisbereinigt einen Umsatzrückgang von 7,6 %.<br />

In der DDR sah sich das Handwerk aus ideologischen Gründen in eine marginale Position<br />

gedrängt. Nach Einführung der Marktwirtschaft erwies es sich zunächst als besonders<br />

dynamischer Wirtschaftsbereich. Während andere Sektoren massiv Beschäftigung<br />

abbauen mussten, verdreifachte sich die Zahl der Arbeitsplätze im Handwerk nahezu<br />

von 0,4 Mill. in 1989 auf 1,2 Mill. im Jahre 1994. Nicht alles war hierbei authentisches<br />

Wachstum. Bauabteilungen von Industriebetrieben, die zuvor dem Verarbeitenden Gewerbe<br />

zugerechnet worden waren, figurierten z.B. nach ihrer rechtlichen Verselbstständigung<br />

als Teil des Handwerks. Die Aufbauleistung bleibt nichtsdestoweniger imposant.<br />

Das ostdeutsche Handwerk hatte binnen weniger Jahre hinsichtlich des Handwerksbesatzes<br />

(73 Beschäftigte je 1.000 Einwohner gegenüber 78 in den alten Bundesländern)<br />

fast mit dem westdeutschen Handwerk gleichgezogen.<br />

Die im Osten Deutschlands gegebene außergewöhnliche gesamtwirtschaftliche Konstellation<br />

hatte freilich diesen Handwerksboom überhaupt erst ermöglicht. Die Baunachfrage<br />

zog in kurzer Zeit, getragen durch die öffentlichen Bauinvestitionen und die dank<br />

großzügiger staatlicher Förderung des privaten Wohnungsbaus induzierte Nachfrage im<br />

Wohnungsbau, massiv an. Der Wirtschaftsbau erhielt bald darauf starke Impulse durch<br />

die ebenfalls geförderten Investitionen privater Investoren aus dem früheren Bundesgebiet.<br />

Wie sehr der Baubereich die Handwerksentwicklung in Ostdeutschland angetrieben<br />

hatte, ist Tabelle III-3 zu entnehmen. Fast 80 % der im Handwerk neu geschaffenen<br />

Arbeitsplätze entstand in den Bauhandwerken (GZG I) und den baunahen Handwerken<br />

(einzelne Gewerke der GZG II). Nur das Kfz-Mechanikerhandwerk konnte im Gefolge<br />

der raschen Motorisierung der ostdeutschen Bevölkerung mit der Expansion der Bauhandwerke<br />

mithalten.<br />

Tabelle III-3<br />

Entwicklung des Handwerks in den neuen Bundesländern<br />

Unternehmen<br />

Umsatz 1<br />

Beitrittsgebiet, 1989-1994<br />

Beschäf-<br />

tigte<br />

Unternehmen<br />

Umsatz 1<br />

Beschäf-<br />

tigte<br />

Unternehmen<br />

Beschäf-<br />

tigte<br />

Gewerbezweiggruppe<br />

1989 1994 Veränderung 1994/2989<br />

Anzahl Mrd. Mark Anzahl Anzahl Mrd. € Anzahl %<br />

Bau- und Ausbaugewerbe 12.736 4.3 79.833 25.106 24,8 438.648 97,1 449,5<br />

Elektro- und Metallgewerbe 26.744 8.8 143.729 46.490 37,0 464.371 73,8 223,1<br />

Holzgewerbe 9.974 1,1 35.277 8.896 3,3 60.484 -10,8 71,5<br />

Bekleidungs-, Textil- und<br />

Ledergewerbe<br />

11.565 1,2 37.018 5.062 0,7 16.082 -56,2 -56,6<br />

Nahrungsmittelgewerbe<br />

Gewb. f. Gesund.- u. Kör-<br />

8.117 4,4 55.973 7.921 3,7 84.081 -2,4 50,2<br />

perpfl., chem. u. Reinigungsgewerbe<br />

5.888 1,4 63.441 10.879 3,0 144.603 84,8 127,9<br />

Glas-, Papier-, keramische und<br />

sonstige Gewerbe<br />

4.863 0,6 16.945 4.551 1,0 20.219 -6,4 19,3<br />

Handwerk insgesamt 79.887 21,8 432.216 108.905 73,6 1.228.488 36,3 184,2<br />

Statistisches Bundesamt: Handwerkszählung 1995 und Sonderaufbereitung der Handwerksstatistik der DDR. 1 Der Umsatz im Jahr 1989 (21,8 Mrd.<br />

Mark der DDR) ist mit dem 1994 (144 Mrd. DM) erzielten wegen der Währungsumstellung und der Veränderungen der Preisstruktur nicht vergleichbar.<br />

Im Überschwang des ostdeutschen Baubooms war freilich schon die Abwärtsentwicklung<br />

der späten neunziger Jahre vorgezeichnet, als die hohen Bauinvestitionsquoten

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