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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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266 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

50 Unternehmen aus etwa zehn Gewerken (ZDH 2002, www.dfm-ag.de). Beispielsweise<br />

verfügte die 1999 gegründete Facility Management AG des Berliner Handwerks im<br />

Jahr 2001 über rund 100 Mitgliedsfirmen mit mehr als 6.000 Beschäftigten. In diesen<br />

Verbund waren auch Freiberuflern aus der Immobilien- und Baubranche, aus dem Finanzsektor<br />

sowie IT–Spezialisten eingebunden (www.fmh-b.de).<br />

5.4. Stärken, Schwächen und das Zusammenspiel handwerklicher und nichthandwerklicher<br />

FM-Firmen<br />

Große und bzw. mittlere FM-Firmen - mit zumeist nicht-handwerklichem Entstehungshintergrund<br />

- sind in der Mehrzahl betriebswirtschaftlich gut organisiert. Sie weisen in<br />

jenen FM-Arbeitsfeldern Stärken auf, in denen Handwerksbetriebe aufgrund ihrer vornehmlich<br />

technischen Ausrichtung oftmals Probleme haben: Projektmanagement, Marketing,<br />

Kostenrechnung, Rechts- und Steuerfragen (Glasl 2000: 146). Somit sind die<br />

Konkurrenten des Handwerks in der Lage, eine breite Leistungspalette durch die geschickte<br />

Zusammenführung und Koordination verschiedener Firmenbereiche und/ oder<br />

Subunternehmer erfolgreich anzubieten. Dies stellt gegenüber dem Kunden die wohl<br />

augenfälligste Stärke der neuen FM-Anbieter dar.<br />

FM-Firmen bündeln die Nachfrage entweder vieler kleiner oder einzelner großer Immobilienbesitzer<br />

und können somit eine beträchtliche Nachfragemacht gegenüber den immer<br />

stärker in die Rolle eines Subunternehmers gedrängten einzelnen Handwerksbetrieben<br />

aufbauen. Statt mit einzelnen Gebäudeeigentümer verhandeln die Handwerksunternehmen<br />

zunehmend mit „zwischengeschalteten“ Facility Managern, falls diese überhaupt<br />

noch Aufträge an Fremdfirmen vergeben. Sie sind zudem nicht nur in der Verhandlungsführung<br />

sehr versiert, sondern verfügen angesichts ihres hohen Auftragsvolumens<br />

über eine sehr vorteilhafte Verhandlungsposition. Die vertragliche Zusammenarbeit<br />

mit FM-Firmen stellt sich deshalb <strong>für</strong> Handwerksbetriebe sehr ambivalent dar:<br />

– Die Geschäftsbeziehungen zu Facility Management-Unternehmen können einerseits<br />

<strong>für</strong> einzelne Handwerksunternehmen vorteilhaft sein. Vergleichsweise große Aufträge<br />

über längere Zeiträume können zu einer Verstetigung der Auftragslage beitragen.<br />

– Die Verhandlungsmacht der FM-Firmen wird sich dann negativ auswirken, wenn sie<br />

versuchen, die eigene Kostensituation durch harte Preisverhandlungen mit dem<br />

Handwerk zu verbessern. Die Nachfragemacht der FM-Unternehmen kann dazu führen,<br />

dass von den Handwerksunternehmen zusätzliche Dienstleistungen gefordert<br />

werden, die nicht aufwandsgerecht entlohnt werden (24-Stunden-Service, erzwungene<br />

Materialvorratshaltung u.ä.). Verträge werden mitunter so gestaltet, dass dem<br />

Handwerksbetrieb auch zusätzliche Risiken aufgebürdet werden (erweitere Gewährleistungsansprüche,<br />

Konventionalstrafen usw.). Konzentriert sich ein Handwerksunternehmen<br />

auf die Zusammenarbeit mit nur einem FM-Unternehmen, mag im Extremfall<br />

ein Abhängigkeitsverhältnis entstehen, bei dem der Handwerker nur noch<br />

weisungsgebundene Aufgaben zu erfüllen hat.

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