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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel III: Determinanten des Strukturwandels im Handwerk - Ex-post-Analyse 61<br />

Schaubild III-8 dargestellte Konvergenzprozess gegenüber dem Verarbeitenden Gewerbe<br />

hat in dieser Form nur dann stattgefunden, wenn der mit der institutionellen Abgrenzung<br />

des Handwerks verbundene „Erhebungsfehler“ die tatsächliche Entwicklung des<br />

westdeutschen Handwerks in den späten achtziger und frühen neunziger Jahren nicht zu<br />

sehr verfälscht hat.<br />

Das Handwerk hat im 20. Jahrhundert in erheblichem Maße vom sektoralen Tertiarisierungsprozess<br />

der Wirtschaft profitiert. Existenz und Expansion vieler Handwerksberufe<br />

erklärt sich überhaupt erst aus der Entwicklung der tertiären Sektoren. Die Kfz-<br />

Techniker oder die Landmaschinentechniker z.B. erfüllen in den entsprechenden industriellen<br />

Produktionssystemen eine unentbehrliche Funktion und ihr wirtschaftlicher Aufstieg<br />

vollzog sich daher parallel zu demjenigen der Automobilindustrie und Land- bzw.<br />

Baumaschinenindustrie. Sie bilden das letzte, <strong>für</strong> den Markterfolg der Industrieprodukte<br />

sehr wichtige Glied der industriellen Wertschöpfungskette und erfüllen eine Reparatur-<br />

und Servicefunktion gegenüber den Endverbrauchern bzw. -nutzern. Die Handwerksunternehmen<br />

in diesen Bereichen sind zugleich als Händler in erheblichem Maße im Vertrieb<br />

der Industrieprodukte engagiert.<br />

Auch das Gebäudereinigerhandwerk ist ein Abkömmling der sektoralen Tertiarisierung.<br />

Unternehmen und öffentliche Verwaltung sind zunehmend dazu übergegangen, die Reinigungsfunktion<br />

auszulagern und auf den Unterhalt entsprechender eigener Personalkapazitäten<br />

zu verzichten. Der Expansionsprozess des Gebäudereinigerhandwerks hat sich<br />

allerdings in jüngster Zeit verlangsamt bzw. ist im Zuge der aktuellen Handwerkskrise<br />

ganz zum Stehen gekommen. Ein anderes Beispiel <strong>für</strong> die Partizipation des Handwerks<br />

am sektoralen Tertiarisierungsprozess bieten die Gesundheitshandwerke.<br />

So eindrucksvoll die Terraingewinne des Handwerks in den tertiären Sektoren im 20.<br />

Jahrhundert auch waren, die Expansionsmöglichkeiten auf Basis der gegebenen<br />

handwerklichen Berufsstruktur (Anlage A HwO) sind heute wohl eher begrenzt. Auch<br />

hat das Handwerk vom günstigen Umstand profitiert, dass Gebäudereiniger, Kfz-<br />

Mechaniker u.a. 1935 in die Liste der Handwerke aufgenommen bzw. auf dieser bestätigt<br />

worden sind, ein zumindest im Falle Gebäudereiniger durchaus nicht selbstverständlicher<br />

Vorgang. Die großen Expansionschancen <strong>für</strong> quasi-handwerkliche Tätigkeit in<br />

den tertiären Sektoren liegen heute außerhalb der in der Anlage A erfassten Berufsfelder<br />

– im Gesundheitsbereich, in der Freizeitindustrie, bei den Sicherheits- und Wachdiensten<br />

und den IuK-basierten Berufen.<br />

Nun dürfen sich Handwerksunternehmen fraglos frei in diesen expandierenden Bereichen<br />

betätigen und können mit Blick z.B. auf die tariflichen Strukturen trotz ihres augenscheinlich<br />

nichthandwerklichen Aktivitätsprofils im Handwerksverband (Rolleneintragung,<br />

handwerkliche Berufsverbände) verbleiben. Um ein echtes Wachstum des<br />

rechtlich verfassten Handwerks in seinem angestammten Bereich handelt es sich dabei<br />

indessen nicht. Eine andere Situation wäre freilich gegeben, wenn z.B. Wachdienste und<br />

Pflegeberufe durch den Gesetzgeber in das Handwerk aufgenommen würden. Dies rührt

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