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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel III: Determinanten des Strukturwandels im Handwerk - Ex-post-Analyse 95<br />

in nichthandwerklichen Bereichen der mittelständischen Wirtschaft – „Entwarnung“<br />

angesagt sei. Vielmehr sind die langfristigen Entwicklungschancen des Handwerks in<br />

seiner heutigen Gestalt von größtem Interesse <strong>für</strong> alle mit Handwerksfragen befassten<br />

Akteure.<br />

3.2.2.6. „Das Handwerk ist schlecht aufgestellt“:<br />

Betriebswirtschaftliche Erklärungen<br />

Die wirtschaftliche Leistungsbilanz der Unternehmen einer Branche bzw. eines großen<br />

branchenübergreifenden Wirtschaftsbereichs wie des Handwerks stellt sich höchst vielgestaltig<br />

dar. Betriebswirtschaftliche Erklärungen der ungünstigen wirtschaftlichen<br />

Entwicklung im deutschen Handwerk in den zurückliegenden Jahren setzen – angebotsseitig<br />

– an einer mangelhaften Anpassungsleistung der Unternehmen an veränderte<br />

Marktkonstellationen bzw. einer ungewöhnlich ausgeprägten Passivität in der Erschließung<br />

neuer Marktchancen an. Sie beziehen sich Sinnvollerweise weniger auf einzelne<br />

Unternehmen und Unternehmensgruppen, als vielmehr auf die Gesamtpopulation der<br />

Unternehmen des Wirtschaftsbereichs. Anders wären sie als Erklärungsmuster <strong>für</strong> die<br />

unterdurchschnittliche Performance des Wirtschaftsbereichs insgesamt untauglich.<br />

Schließlich gibt es zu jeder Zeit und in jeder Branche Unternehmen, die wirtschaftlich<br />

nicht reüssieren. In kleinbetrieblich strukturierten Branchen ist eine komplette Auswechselung<br />

von mehr als zwei Dritteln des in einem Ausgangsjahr t0 vorhandenen Unternehmensbestandes<br />

innerhalb eines Jahrzehnts nicht ungewöhnlich. 44 Auch ist wohl<br />

stets die Mehrheit der Unternehmer dem eher passiven, reaktiven Typ im Sinne der<br />

Heusschen Unternehmertypologie (Heuss 1965) zuzurechnen.<br />

Irreversible wirtschaftliche Niedergangsprozesse oder konjunkturell bedingte Abschwungphasen<br />

einzelner Branchen sind nicht zwangsläufig auf eine schlechte unternehmerische<br />

Performance der Unternehmen des Zweiges zurückzuführen, sondern sie<br />

können auch auf die Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zurückgehen.<br />

In einem krisengeprägten Umfeld helfen auch – bislang erfolgreiche unternehmerische<br />

– Anpassungsstrategien wenig und der Weg zum durch äußere Umstände<br />

erzwungenen Marktaustritt kann auch <strong>für</strong> sehr gut organisierte Unternehmen mitunter<br />

sehr kurz sein. Unternehmerische Leistungen werden, mit anderen Worten, zwar im<br />

Wettbewerbsprozess im Allgemeinen, aber durchaus nicht immer in jedem konkreten<br />

Fall honoriert. Umgekehrt erzielen in günstigen Umfeldern – z.B. im Internetboom der<br />

späten neunziger Jahre – auch relativ schlecht organisierte Unternehmen unter Umständen<br />

„unverdient“ gute wirtschaftliche Ergebnisse.<br />

Zugleich lassen sich in der neueren Wirtschaftsgeschichte aber auch Branchenentwicklungen<br />

nachweisen, in denen die Unternehmer eines Zweiges Marktchancen systematisch<br />

fehleingeschätzt haben und durch ihr traditionsverhaftetes und wenig innovatives<br />

Verhalten nach Kräften zum Niedergang der eigenen Branche beigetragen haben, der<br />

44 Nicht so allerdings im deutschen (Voll-) Handwerk, vgl. hierzu Kapitel V.

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