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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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244 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

das Aushängeschild des Konditorenhandwerks, doch in vielen Unternehmen wird inzwischen<br />

der überwiegende Teil des Umsatzes mit Torten und Backwaren erzielt. Viele<br />

Konditoreien haben ihr Sortiment zu Lasten ihres eigenen Konditoreiprofils um klassische<br />

Backwaren wie Brötchen und Brote ergänzt, um den Umsatzrückgang bei den engeren<br />

Konditoreiwaren zu kompensieren (Dörr 1999). Nicht zuletzt deshalb firmieren<br />

immer mehr Konditoreien unter der Doppelbezeichnung Bäckerei/Konditorei. Die<br />

strukturelle Annäherung beider Handwerke hat immer wieder zu Bemühungen geführt,<br />

beide Handwerkzweige miteinander zu verschmelzen. Dies ist jedoch bislang am Widerstand<br />

der beteiligten Verbände gescheitert.<br />

2.4. Das Fleischerhandwerk unter dem Druck der Lebensmittelskandale und dem<br />

Bestreben nach Profilierung als regionaler Fleischanbieter<br />

Die Umsatzentwicklung des Fleischerhandwerks wurde Ende der neunziger Jahre mehrfach<br />

durch Lebensmittelskandale und durch das Auftreten ungewöhnlicher Krankheitsepidemien<br />

(BSE, Maul- und Klauenseuche, Schweinepest) stark in Mitleidenschaft gezogen.<br />

Hierdurch verunsichert haben zahlreiche Verbraucher zumindest zeitweise auf<br />

den Genuss von Fleisch verzichtet. Der durchschnittliche Fleischkonsum pro Kopf der<br />

Bevölkerung ist nach Angaben des Vegetarier-Bundes (www.vegetarierbund.de) zwischen<br />

1988 und 2001 um rund zehn auf knapp 60 Kilogramm (ohne Fleisch <strong>für</strong> industrielle<br />

Verwertung) jährlich gesunken. Dieser Nachfrageausfall betraf anfangs vornehmlich<br />

den Lebensmitteleinzelhandel, dann aber auch das Fleischerhandwerk. Nach einer<br />

Phase der Stabilisierung der Umsatzentwicklung (1999 und 2000) verzeichnen die Unternehmen<br />

in den letzten drei Jahren wieder beachtliche Umsatzeinbußen.<br />

Die außergewöhnliche Situation einer radikalen Veränderung der Ernährungsgewohnheiten<br />

in der Bevölkerung innerhalb eines kurzen Zeitraumes wirkte sich massiv auf die<br />

Branche aus. Zahlreiche Unternehmen schieden aus dem Markt aus. Zugleich hat sich<br />

der Prozess der Filialisierung intensiviert. Nach Berechnungen des <strong>RWI</strong> ist der Unternehmensbestand<br />

von 22 117 im Jahre 1995 (Betriebe am 31.3.1995 mit Beschäftigten<br />

am 30.9.1994 nach Handwerkszählung) auf rund 16 800 im Jahre 2003 gesunken. Nach<br />

Angaben des Deutschen Fleischerverbandes hat sich die Zahl der Filialen im gleichen<br />

Zeitraum von ca. 10 800 auf 11 300 erhöht. Dies lässt darauf schließen, dass die Filialisten<br />

ihre Marktposition verstärken konnten. Diese Entwicklung konnte nicht ohne Konsequenzen<br />

<strong>für</strong> die Beschäftigung bleiben. Jahresdurchschnittlich verringerte sich die<br />

Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser Zeit um 3,7%. Von rund 220 000<br />

Arbeitsplätzen im Jahre 1996 sind in 2003 noch 168 000 verblieben.<br />

Die Unternehmen des Fleischerhandwerks haben in den vergangenen Jahren versucht,<br />

durch eine Differenzierung des Angebots das Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen.<br />

So betreiben 89% aller Fleischerfachgeschäfte einen Party- und Plattenservice,<br />

und 49% verfügen über einen Imbiss mit eigenem Verzehrbereich oder Stehtischen.<br />

59% der Unternehmen liefern an Großverbraucher wie Kantinen, Gastronomie, Kollegenbetriebe<br />

oder den lokalen Lebensmitteleinzelhandel. Eine weitere Absatzrichtung<br />

stellt der mobile Verkauf dar – entweder auf Märkten oder im Streckengeschäft, wel-

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