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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel IV: Determinanten des Strukturwandels im Handwerk in der wissensbasierten Ökonomie 113<br />

in den Industriegesellschaften auf lange Sicht, d.h. über Jahrzehnte hinweg, so grundlegend<br />

verändern werden, dass – bei allem gebotenen Misstrauen gegenüber derartigen<br />

Superlativkonstruktionen – mit Recht von einer „mikrotechnischen Revolution“ gesprochen<br />

werden kann. Zumindest in diesem Punkt stimmen die Expertenurteile weitgehend<br />

überein (z.B. Bullinger 1997: 89ff.). Was dies indessen <strong>für</strong> die kleingewerbliche<br />

Wirtschaft bedeutet (vgl. Lageman, Welter 2002), darunter das Gros des deutschen<br />

Handwerks, ist zunächst durchaus klärungsbedürftig. 52<br />

Die Hardwareentwicklung ist der Softwareentwicklung bekanntlich um Längen voraus.<br />

Diese Tatsache ist bei der Wertung der PC-Verbreitung und -nutzung im Handwerk zu<br />

berücksichtigen. Triviale PC-Anwendungen (Erstellung von Geschäftsbriefen, Auftragsformularen,<br />

Anlegung einer einfachen Kundendatei) waren zwar schon frühzeitig möglich.<br />

Gute branchenspezifische integrierte Geschäftssoftware <strong>für</strong> kleinere Unternehmen<br />

ist indessen erst relativ spät auf den Markt gekommen. Der von Rautenstrauch (1998:<br />

218ff.) ermittelte zögerliche Anpassungsprozess des Handwerks an die neuen IT-<br />

Angebote mag sich unter anderem hieraus erklären. Allerdings dürften auch emotionale<br />

und betriebsorganisatorische Probleme sich hinderlich ausgewirkt haben (Vgl. Kerres in<br />

HWK Düsseldorf 2002).<br />

Inzwischen ermöglicht das günstige Preis-Leistungs-Verhältnis im Hardware- wie im<br />

Softwarebereich auch im kleinbetrieblichen, sprich handwerklichen, Bereich eine informationstechnische<br />

„Grundversorgung“ der Unternehmen. Heute sind zahlreiche ausgereifte<br />

geschäftsspezifische Anwendungslösungen auf dem Markt verfügbar, die finanziell<br />

auch <strong>für</strong> Kleinstunternehmen erschwinglich sind. Überdies wird die Anwendung<br />

solcher Lösungen immer mehr zum festen Bestandteil des produktionsspezifischen<br />

Know-hows, so dass einzelne Unternehmen es sich kaum noch leisten können, derartige<br />

Lösungen zu ignorieren.<br />

Generell sind die strukturprägenden Wirkungen der neuen IT-Technologien auf die<br />

betriebliche Organisation im Handwerk bislang eher gering zu veranschlagen. Auch ist<br />

angesichts des Ausmaßes und Charakters der zu lösenden Probleme vor überzogenen<br />

Hoffnungen auf schnelle Erfolge durch den IT-Einsatz in Handwerksbetrieben zu warnen.<br />

Die erforderliche „Alltagstauglichkeit“ wissensbasierter Systeme zur Lösung<br />

hochkomplexer Aufgaben ist gerade aus der Sicht eines handwerkstypischen Kleinstunternehmens<br />

nicht immer gegeben (Rautenstrauch 1998). Bei der Implementierung größerer<br />

DV-Projekte in den Unternehmen zeigt sich auch immer wieder, dass die bloße<br />

„Elektronisierung“ konventioneller Geschäfts- und Produktionsabläufe nicht zu den<br />

erwarten Produktivitätsgewinnen führt, sondern lediglich zur Kostensteigerung.<br />

52 Diese Fragen werden im vorliegenden Abschnitt zunächst summarisch – mit Blick auf die wesentlichen<br />

Facetten des Themas – abgehandelt und in den nachfolgenden Kapiteln unter verschiedenen<br />

Aspekten (sektorale Entwicklungen – Kapitel VI, betriebliche Anpassungsprozesse – Kapitel VII,<br />

räumliche Entwicklung – Kapitel VIII) näher untersucht.

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