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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel XII: Fazit und Schlussfolgerungen 515<br />

2.5. Betriebliche Anpassungsprozesse<br />

Handwerksbetriebe stehen im 21. Jahrhundert vor vier großen strategischen Herausforderungen.<br />

Strategische Optionsfelder, in denen sich Möglichkeiten <strong>für</strong> eine aktive<br />

Strategiegenese bieten, liegen in der Unternehmensorganisation, dem Bereich Personal,<br />

der Technologie und auf den Märkten.<br />

Betriebsintern erleichtern neue Technologien die Verbreitung flexibler, netzwerkartiger<br />

Organisationsstrukturen. Der Einfluss dieser Produktions- und Managementkonzepte<br />

auf die organisatorischen Strukturen im Handwerk dürfte jedoch meistens überschätzt<br />

werden. Zwar können diese Konzepte über die Modellierung betrieblicher Abläufe –<br />

mitunter erhebliche – Rationalisierungspotenziale aufdecken, jedoch sind erst in jüngster<br />

Zeit entsprechende Softwarelösungen auch <strong>für</strong> kleine (Handwerks-)Betriebe erhältlich.<br />

Zudem müssen organisationsinterne Widerstände bei der Umsetzung berücksichtigt<br />

und überwunden werden.<br />

Das Ausbildungsverhalten der Handwerksbetriebe stellt sich nur mit Blick auf die Unternehmensgröße<br />

sehr differenziert da; Es sind auch erhebliche Unterschiede zwischen<br />

den Handwerkszweigen festzustellen. Die Entscheidung zur Ausbildung hängt dabei<br />

von den betrieblichen Gegebenheiten wie der persönlichen Motivation der Handwerksunternehmer<br />

ab. Auch Fortbildung, sowohl die abschlussorientierte als auch betriebsinterne<br />

oder –übergreifende Seminare, oft vermittelt durch Innungen oder Lieferanten,<br />

spielen im Handwerk eine zunehmend wichtige Rolle.<br />

Neue Marktchancen und neue Aktivitätsfelder gehen oft Hand in Hand mit der Suche<br />

nach effizienteren Vertriebssystemen. Im Handwerk ist der Einzelbetrieb nach wie vor<br />

das vorherrschende Vertriebssystem, während sich der Grad der Mehrbetrieblichkeit<br />

und Filialisierung nach dem jeweiligen Gewerk richtet. Weite Verbreitung haben in den<br />

vergangenen Jahren Franchisesysteme im Handwerk gefunden; hier liegen noch ungenutzte<br />

Potenziale <strong>für</strong> Existenzgründungen.<br />

Trotz eines großen Angebots an externen Finanzierungsmöglichkeiten bevorzugen<br />

Handwerksbetriebe eigene Mittel, sowohl bei der Gründung bzw. Übernahme als auch<br />

bei fälligen Investitionen. Dies ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht bedenklich, allerdings<br />

dürfte sich dieses Problem in Zukunft noch verschärfen. So ist im deutschen Bankensystem<br />

eine deutliche Verschiebung der Finanzierungsphilosophie zum „Shareholder<br />

Value“ festzustellen, während zugleich die Basler Beschlüsse eine individuelle Kreditabsicherung<br />

auf Basis der Kundenbonität vorsehen. All das stellt die langfristigen<br />

Perspektiven einer ausreichenden Fremdfinanzierung von Handwerksbetrieben über<br />

das Bankensystem in Frage.<br />

2.6. Räumliche Strukturen der Handwerkswirtschaft<br />

Infolge säkularer Entwicklungen der Wirtschafts- und Siedlungsstruktur weist die<br />

Handwerkswirtschaft der Regionen Westdeutschlands teilweise bemerkenswerte räumliche<br />

Unterschiede auf. Die Entstehung der großen Bevölkerungsagglomerationen hat

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