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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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306 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Allerdings fehlt es an harter empirischer Evidenz, geht man der Frage nach, inwieweit<br />

sich in kleineren Betrieben generell ein besseres „Arbeitsklima“ feststellen lässt und<br />

Mitarbeiter zufriedener sind als in großen Unternehmen. Dazu gibt es kaum empirische<br />

Studien, vor allem nicht – da ja das jeweilige nationale und rechtliche Umfeld eine große<br />

Rolle bei der Gestaltung von Arbeitsbeziehungen spielt – <strong>für</strong> Deutschland und insbesondere<br />

<strong>für</strong> den Handwerksbereich. Unbestrittene Tatsache ist, dass in vielen Handwerksbetrieben<br />

die Mitarbeiterführung – damit aber auch ihre Entfaltungsmöglichkeiten<br />

– stark von der Person und Persönlichkeit des Unternehmers bzw. der Unternehmerin<br />

geprägt ist.<br />

So betonen insbesondere jüngere Unternehmer gerne einen kooperativen Arbeitsstil im<br />

Betrieb und lassen den Beschäftigten größere Entscheidungsfreiräume (Hilpert, Sperling<br />

1993; Storey 1994). Letzteres wird in der betriebswirtschaftlichen Literatur als ein<br />

wichtiger Erfolgsfaktor <strong>für</strong> die Personalführung gesehen. Dies gestaltet sich naturgemäß<br />

leichter in kleineren Betrieben mit informelleren Organisationsstrukturen, zu dieser Kategorie<br />

zählen viele Handwerksunternehmen. Einer strategischen Mitarbeiterentwicklung<br />

in diesem Bereich entgegen steht jedoch die oftmals geringe Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

der Unternehmen – so sind 40 bis 50 % aller Kleinbetriebe des Handwerks<br />

nach fünf Jahren wieder vom Markt verschwunden.<br />

Weitgehend einig ist sich die Forschung mittlerweile auch darüber, dass Arbeitsbeziehungen<br />

und -bedingungen in kleinen Unternehmen – damit auch vielen Betrieben des<br />

Handwerks – einen starken Kontextbezug haben. Sie hängen nicht nur von rechtlichen<br />

und institutionellen Gegebenheiten ab, sondern werden ebenso von sektoralen Umfeldern,<br />

der dort vorherrschenden „Arbeitskultur“, sowie der Lieferanten- und Kundenstruktur<br />

beeinflusst (Hilbert, Sperling 1993; Goss 1991; Kinnie, Purcell 1999; Rainnie<br />

1989; Wilkinson 1999). Beispielsweise sind bestimmte Sektoren tendenziell durch einen<br />

höheren Anteil an niedrig bezahlten Teilzeitbeschäftigungen oder befristeten Jobs gekennzeichnet,<br />

so viele Bereiche des Dienstleistungsgewerbes. Auf der anderen Seite<br />

neigen Unternehmen in neuen Branchen eher dazu, eine informellere Arbeitskultur einzuführen;<br />

das gilt beispielsweise <strong>für</strong> computerbasierte KMU und auch Handwerke (Hilpert,<br />

Sperling 1993).<br />

Allerdings hat der Prozess der innerbetrieblichen Rationalisierung, der auch die Managemententwicklung<br />

im Handwerk in den vergangenen Jahren zunehmend prägte (vgl.<br />

Kapitel VII.3.), generell zu einer Versachlichung, im Grunde zu einer „Ökonomisierung“<br />

der Arbeitsbeziehungen geführt. Die oft vertretene These von der Geborgenheit<br />

im Kleinbetrieb, zu der informellere Arbeitsbeziehungen und kleine Betriebsgröße beitragen,<br />

kann deshalb nicht pauschal übernommen und schon gar nicht empirisch bestätigt<br />

werden. Die betriebliche Realität stellt sich auch im Handwerk bei weitem komplizierter<br />

dar; eine kleine Betriebsgröße lässt sich nicht mit durchweg angenehmen Arbeitsbeziehungen<br />

gleichsetzen, ohne dass damit die Arbeitsbeziehungen in kleineren<br />

Betrieben als generell negativ eingestuft werden können. Grundsätzlich verfügen<br />

Handwerksbetriebe aber immer noch über spezifische Stärken in der Qualifizierung von

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