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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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146 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

seien im Handwerk niedriger als in anderen Wirtschaftsbereichen. Andere Diskussionsteilnehmer<br />

zweifeln an der Richtigkeit dieser Aussagen. Wiederum andere, die schärfsten<br />

Kritiker der Handwerksordnung, glauben nur allzu gerne an eine außergewöhnliche<br />

Bestandsfestigkeit der Handwerksunternehmen, ziehen aus dieser Annahme aber – im<br />

Vergleich zu den Handwerksvertretern – genau den umgekehrten, industrieökonomisch<br />

fundierten Schluss: eine überdurchschnittliche Bestandsfestigkeit sei Indiz <strong>für</strong> fehlenden<br />

Wettbewerb in einem gegen unliebsame Konkurrenten geschützten Markt.<br />

Es geht in dieser Diskussion zum einen um Fakten – Gründungsquoten, Marktturbulenz,<br />

Überlebenschancen, Überlebenswahrscheinlichkeit –, zum anderen um Wertungen<br />

von Fakten. Wie ist z.B. eine niedrige (hohe) Markturbulenz aus volkswirtschaftlicher<br />

Warte zu beurteilen? Beides ist hier zu diskutieren. Zuvor ist jedoch eine kurze Rekapitulation<br />

von Erkenntnissen der Gründungsforschung angebracht, die <strong>für</strong> unser Thema<br />

relevant sind. Eine ganz auf die Perspektive des Handwerks verengte Diskussion um das<br />

handwerkliche Gründungsgeschehen läuft Gefahr, über vermeintlich singulären Zügen<br />

der Handwerkswirtschaft generelle Merkmale des Gründungsgeschehens zu übersehen.<br />

Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Handwerksunternehmen mit den nichthandwerklichen<br />

Unternehmen, die sich in den gleichen Wirtschaftsbereichen betätigen, geraten<br />

hierbei leicht aus dem Blick.<br />

Die Unternehmenspopulation eines Wirtschaftszweiges regeneriert sich ständig durch<br />

den Markteintritt neu gegründeter und das Ausscheiden bestehender Unternehmen aus<br />

dem Markt, durch Übernahmen und Fusionen, Teilungen und Umgründungen (z.B.<br />

Rechtsformenwechsel, Verlagerung von Unternehmenssitzen) bestehender Unternehmen.<br />

Dieser Regenerationsprozess folgt in allen Volkswirtschaften bestimmten Regelmäßigkeiten<br />

(hierzu z.B. Geroski 1995; Neise 2003; OECD 2002c):<br />

− Es besteht in der Regel eine hohe positive Korrelation zwischen der Anzahl der<br />

Markteintritte und der Marktaustritte, d.h. hohe Gründungsquoten gehen mit hohen<br />

Schließungsquoten einher. Anders stellt sich die Situation in der Frühphase der<br />

Entwicklung neuer Branchen dar (z.B. im Entstehungsprozess der Automobilindustrie<br />

oder der Internetbranche), in der die Gründungen gegenüber den Schließungen<br />

zeitweise deutlich überwiegen (hierzu z.B. Münter 1999). In der Niedergangsphase<br />

sterbender Branchen hingegen dominieren die Schließungen. Ersteres trifft auf das<br />

institutionell definierte Handwerk schon per definitionem nicht zu, setzte doch die<br />

Aufnahme von Handwerksberufen in die Positivliste der HwO bereits die Existenz<br />

eines einschlägigen, seit langem bestehenden Marktes voraus. Das Phänomen „sterbender<br />

Branchen“ ist dagegen im Handwerk seit Anbruch des Industrialiserungsprozesses<br />

wohl bekannt und prägt auch in der Gegenwart handwerkliche Erfahrungen<br />

in bestimmten Bereichen. Hingewiesen sei z.B. auf den unaufhaltsamen Schwundprozess<br />

der Textilhandwerke.<br />

− Das Ausmaß der Gründungsaktivität (und des Liquidationsgeschehens) variiert<br />

zwischen den Branchen erheblich. Die hier bestehenden Unterschiede sind aller-

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