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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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252 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

3.4. Berufliche Qualifizierung<br />

Zum Kraftfahrzeuggewerbe zählen sehr unterschiedliche berufliche Sparten, wie z.B.<br />

Kraftfahrzeugelektriker, Kraftfahrzeugmechaniker, Kraftfahrzeugtechniker, Motorradtechniker,<br />

Karosseriebauer, Fahrzeuglackierer, Vulkaniseure, Automobilkaufleute, Servicetechniker<br />

sowie im weiteren Umfeld des Autos weitere Berufskategorien. Diese<br />

Vielzahl von Berufen, die mit dem Industrieprodukt Automobil zu tun haben, sind Ergebnis<br />

der Spezialisierung, die mit zunehmender Technisierung der Kraftfahrzeuge erforderlich<br />

wurde.<br />

Über Nachwuchsprobleme kann sich das Kfz-Handwerk nicht in dem Maße wie andere<br />

Handwerkszweige beklagen, hat doch der Anpassungsdruck in diesem Handwerkszweig<br />

keineswegs dazu geführt, dass die Zahl der Auszubildenden zurückgegangen wäre. Hier<br />

war in den letzten beiden Jahren sogar eine Ausweitung der Ausbildungsanstrengungen<br />

zu verzeichnen. Das Kraftfahrzeughandwerk liegt bei der Kennzahl Auszubildende je<br />

100 Beschäftigte (11,6) deutlich über dem Durchschnitt des Gesamthandwerks (8,1).<br />

Der Wandel im Kfz-Handwerk hat zu veränderten Qualifikationsanforderungen geführt,<br />

denen in den vergangen Jahren durch mehrfache Novellierung der Berufsbilder und<br />

Ausbildungsordnungen versucht wurde, Rechnung zu tragen (Lichte et al. 1993). Hervorzuheben<br />

ist die dynamische Entwicklung der Automobiltechnologie. Heute sind 90%<br />

aller Innovationen im Automobil durch Elektronik geprägt, davon entfallen 80% auf<br />

den Bereich der Software. Der Speicherbedarf im Auto steigt rasant. Die Kapazität der<br />

in einem Auto installierten Rechnerleistung erhöht sich im Zeitraum von 1990 bis 2005<br />

um den Faktor zehn Millionen (Schleuter 2002: 8). Diese bemerkenswerte Entwicklung<br />

stellt die Automobilhersteller vor ein grundsätzliches Problem: Die Produktzyklen im<br />

Autobau sind wesentlich länger als die Innovationszeiten im Elektronikbereich. Heute<br />

veranschlagt man <strong>für</strong> ein neues Automodell vier Jahre Entwicklungszeit, sieben Jahre<br />

Produktion und <strong>für</strong> jedes Auto eine Lebensdauer von elf Jahren. Hingegen ist ein Produktzyklus<br />

im Elektronikbereich gerade einmal zwei Jahre lang. An der Schnittstelle<br />

von Mechanik, Elektronik und Informatik steht die Mechatronik. Sie wird zunehmend<br />

Funktionen im Auto übernehmen, die heute der Mechanik zuzurechnen sind. Dies hat<br />

auch deutliche Auswirkung auf die Qualifikation der Mitarbeiter. An die Stelle isolierter<br />

fachspezifischer Ansätze tritt die Suche nach spezialisierten Leistungen in interdisziplinären<br />

Teams. Dieses Know-how muss an die regionalen Service und Wartungseinrichtungen<br />

weitergegeben werden. Dies kann nur dann erfolgreich geschehen, wenn die<br />

Automobilindustrie den Handel und das Handwerk stark in den Innovationsprozess einbezieht<br />

und systematisch Fort- und Weiterbildungsnetzwerke knüpft. An die Stelle hierarchisch-arbeitsteiliger<br />

Organisationen werden Netzwerkstrukturen treten müssen, in<br />

die Werkstätten, Servicestützpunkte wie auch Zulieferer eingebunden sind. Dies wird<br />

sehr wahrscheinlich mit veränderten Organisationsstrukturen im Kfz-Gewerbe einhergehen.<br />

Eine wesentliche Rolle hierbei wird die Kommunikationstechnik spielen, die<br />

Hersteller und Handwerksbetrieb noch stärker miteinander verbinden wird als derzeit.<br />

Diese Form der Informationsübermittlung, verbunden mit einer laufenden „on-line-<br />

Schulung“, wird <strong>für</strong> den Wettbewerb zwischen Vertragswerkstätten und freien Werk-

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