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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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210 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

ße in der Lehrlingsausbildung als kleinere. Die Handwerkswirtschaft hat sich angesichts<br />

des massiven Beschäftigungsabbaus der letzten Jahre aber als erstaunlich resistent gegen<br />

die Versuchung erwiesen, sich zumindest zeitweilig in stärkerem Maße aus der<br />

beruflichen Erstausbildung zu verabschieden. Dies dürfte auch darauf zurückzuführen<br />

sein, dass berufliche Erstausbildung von den Betrieben nicht nur und nicht alleine als<br />

Kostenfaktor wahrgenommen wird, sondern als wirtschaftlich attraktive personalpolitische<br />

Disposition.<br />

Allerdings beeinflusst auch in einigen – längst aber nicht in allen – Gewerken eine abnehmende<br />

Attraktivität der handwerklichen Berufsausbildung die Nachfrage nach<br />

Ausbildungsplätzen ungünstig. Das Handwerk muss oft mit den Lehrstellenbewerbern<br />

mit der geringsten Vorqualifikation vorlieb nehmen, die keine Chance haben, andernorts<br />

eine mit mehr Prestige ausgestattete und mit höheren langfristigen Einkommenserwartungen<br />

verbundene Lehrstelle zu finden. Dieser negative Selektionseffekt bei der Lehrstellenbesetzung<br />

stellt das Handwerk vor eine besondere Herausforderung. Die hohe<br />

Quote der Ausbildungsabbrüche (rd. ein Drittel) im Handwerk ist wohl auch auf die<br />

niedrige Vorqualifikation vieler Auszubildender zurückzuführen.<br />

4. Das Handwerk im Innovationsprozess<br />

4.1. Innovationsfähigkeit und Innovationspotenzial<br />

des Handwerks<br />

In der Diskussion um die Innovationsfähigkeit des Handwerks sind zwei konträre Positionen<br />

auszumachen. In der wirtschaftspolitischen Diskussion wird dem Handwerk<br />

nicht selten eine – im Vergleich zur Industrie und zu unternehmensorientierten<br />

Dienstleistern – mangelnde Innovationsfähigkeit nachgesagt. Zugleich ist aber auch,<br />

und nicht nur von Vertretern der Interessenorganisationen des Handwerks, das gegenteilige<br />

Argument zu hören: Das Handwerk zeichne sich durch eine besondere Innovationskraft<br />

aus, die es positiv von anderen Teilen der Wirtschaft unterscheide.<br />

Worin genau die vermeintlich besonderes niedrige bzw. hohe Innovationsfähigkeit des<br />

Handwerks bestehen soll und an welchen Indikatoren diese zu messen ist, bleibt in solchen<br />

Zusammenhängen zumeist offen. Unklar bleibt z.B., ob es um originäre Innovationen<br />

– die erstmalige Markteinführung einer Neuentwicklung (Invention) – geht oder die<br />

(anpassende) Übernahme anderswo entwickelter neuer Produkte und Verfahren, also<br />

aus volkswirtschaftlicher Perspektive um die Diffusion von Neuerungen. Offen bleibt<br />

auch, ob die angesprochenen Neuerungen eher grundlegender oder inkrementaler Natur<br />

sind. Überdies stützen sich allgemeine Urteile über das Innovationsgeschehen im<br />

Handwerk mangels empirischer Untersuchungen vornehmlich auf eine anekdotische<br />

Evidenz. Es fehlt an sicherem Wissen über die hier angesprochenen Sachverhalte.<br />

Vorliegende Best-Practice-Studien stellen der Innovationsfähigkeit von Handwerksbetrieben<br />

eher ein positives Zeugnis aus (BMWi/BMWA 2002). In der Tat engagieren<br />

sich die dort zitierten Unternehmen in bemerkenswerter Weise innovativ durch Ent-

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