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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel IV: Determinanten des Strukturwandels im Handwerk in der wissensbasierten Ökonomie 119<br />

neren Betriebe leicht unterschätzt wird. Eine Partizipation an FuE-Netzwerken und –<br />

falls opportun – die Kooperation mit Forschungseinrichtungen dürfte derartigen herausragenden<br />

Unternehmen relativ leicht fallen.<br />

Unsere Einschätzung der Auswirkungen der veränderten Bedingungen technischen<br />

Fortschritts in der wissensbasierten Ökonomie auf das Handwerk fällt vor diesem Hintergrund<br />

wenig dramatisch aus. Das Handwerk ist in seinen wesentlichen Teilen weitaus<br />

weniger stark von der Beschleunigung der Produktlebenszyklen betroffen, als man dies<br />

vielleicht auf den ersten Blick annehmen könnte.<br />

Dies ist im Wesentlichen auf zwei Ursachen zurückzuführen: Erstens betätigen sich die<br />

Handwerksunternehmen fast ausschließlich auf ruhigen und schwach bewegten<br />

Märkten <strong>für</strong> konventionelle Güter und Leistungen, nur im Ausnahmefall hingegen in<br />

von einer hohen Innovationsdynamik geprägten turbulenten Märkten. Für letztere ist<br />

indessen die oben erwähnte dramatische Beschleunigung der Produktlebenszyklen in<br />

erster Linie typisch. Ruhige Märkte hingegen zeichnen sich durch eine über lange Zeiträume<br />

hinweg festzustellenden relativen Konstanz der Marktbedingungen aus. Zweitens<br />

sind die Handwerksunternehmen im Rahmen der industriellen Wertschöpfungsketten<br />

(z.B. der automobilen Wertschöpfungskette) zumeist an Positionen angesiedelt, die im<br />

Bezug auf die technologische Invention und Innovation nicht besonders exponiert sind.<br />

2.3. Tertiarisierung<br />

Die Entwicklung des Handwerks hat im 20. Jahrhundert, wie in den Kapitel II und III<br />

dargestellt, starke Impulse von der Tertiarisierung erhalten. Eine Reihe von Handwerken,<br />

z.B. die Gebäudereiniger, verdankt ihre Existenz überhaupt erst der Entwicklung<br />

der Auslagerung von Dienstleistungsfunktionen aus Industrieunternehmen und Einrichtungen<br />

der öffentlichen Verwaltungen. Andere, z.B. die Kfz-Techniker oder die Informationstechniker,<br />

übernehmen Dienstleistungsfunktionen im Bereich der Wartung, Reparatur<br />

und des Vertriebs von Industrieprodukten. Der Wandel zur Dienstleistungswirtschaft<br />

ist ein Prozess, der in den kommenden Jahrzehnten andauern und somit auch die<br />

Entwicklung des Handwerks weiter beeinflussen wird.<br />

Dies heißt freilich nicht, dass das Handwerk in seinen derzeitigen durch das Handwerksrecht<br />

gezogenen Grenzen sich früher oder später vom Produzenten zum<br />

Dienstleister wandele. Rund zwei Drittel des Handwerksumsatzes und der Handwerksbeschäftigung<br />

entfallen, wie dargestellt, auf das Produzierende Handwerk. An diesen<br />

Relationen dürfte sich nichts ändern, solange „Handwerk“ so definiert wird wie heute<br />

üblich. Freilich nimmt der Dienstleistungsgehalt der Produkte im produzierenden<br />

Handwerk zu. Zum einen dürfte sich der Anteil der Vorleistungen tertiären Charakters<br />

(FuE, Organisation, Management, Controlling) an der in die Handwerksprodukte eingehenden<br />

Wertschöpfung erhöhen. Zum anderen werden komplexere Handwerksprodukte<br />

zunehmend zusammen mit produktnahen Dienstleistungen (Information, Beratung, Service)<br />

vermarktet.

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