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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel XII: Fazit und Schlussfolgerungen 517<br />

Auswirkungen der Regulierung im Handwerkssektor grenzübergreifend empirisch zu<br />

untersuchen.<br />

Unterschiede in der Qualität der handwerklichen Leistungserstellung zwischen den<br />

europäischen Ländern wurden niemals systematisch untersucht. Die meisten diesbezüglichen<br />

Urteile basieren auf Ad-hoc-Eindrücken und Vorurteilen. Die Aussage, das<br />

Handwerk der mitteleuropäischen Länder zeichne sich aufgrund des großen Befähigungsnachweises<br />

durch ein besonders hohes Leistungsniveau aus, ist empirisch ebenso<br />

wenig belegbar wie die Aussage, die Qualität der handwerklichen Leistungsbereitstellung<br />

sei wegen des großen Befähigungsnachweises in Deutschland niedriger als in anderen<br />

Ländern. Preisvergleiche zwischen Handwerksleistungen <strong>für</strong> verschiedene europäische<br />

Länder sind auf Basis des verfügbaren Materials nur in sehr begrenztem Maße<br />

möglich. Ein Konnex zwischen handwerklichem Preisniveau und Regulierungsintensität<br />

lässt sich jedoch empirisch nicht nachweisen.<br />

Das duale System der beruflichen Erstausbildung ist weder hinsichtlich seines Entstehungskontextes<br />

noch hinsichtlich seiner Funktionstüchtigkeit zwangsläufig an den großen<br />

Befähigungsnachweis gebunden. Die Beispiel Deutschlands vor 1935 (Einführung<br />

des großen Befähigungsnachweises) und der Schweiz zeigen vielmehr, dass das Handwerk<br />

auch bei Gewerbefreiheit einen weit überdurchschnittlichen Ausbildungsbeitrag<br />

leistet. Das ökonomische Interesse der ausbildenden Betriebe an der Lehrlingsbeschäftigung<br />

wird in der öffentlichen Diskussion, aber auch in den vorliegenden wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen wohl unterschätzt.<br />

3. Schlussfolgerungen<br />

Der Option selektiver wirtschaftspolitischer Eingriffe des Staates zugunsten einer „Rettung“<br />

des Handwerks oder einzelner Handwerkszweige vor Niedergangstendenzen stehen<br />

die Verfasser überaus skeptisch gegenüber. So sehr derartige Versuche auch von<br />

wohlmeinenden Intentionen seitens der Politik begleitet sein mögen, die faktischen<br />

Aussichten, strukturelle Schrumpfungsprozesse im Handwerk – z.B. die Schwundtendenz<br />

der Textil- und Bekleidungshandwerke – aufzuhalten oder umzukehren, wären auf<br />

längere Sicht praktisch gleich Null. Die unvermeidlich auftretenden volkswirtschaftlichen<br />

Kosten derartiger Eingriffe sind keinesfalls zu rechtfertigen.<br />

Ein Schlüssel zur Beendigung der Krise des Handwerks liegt in der Verbesserung des<br />

wirtschaftspolitischen Umfelds <strong>für</strong> die unternehmerische Betätigung. Es bedarf eines<br />

Abbaus der auf dem deutschen Arbeitsmarkt bestehenden Rigiditäten und der Durchsetzung<br />

flexiblerer Regelungen. Die Reform der sozialen Sicherungssysteme stellt die<br />

deutsche Wirtschaftspolitik vor besondere Herausforderungen. Eine die konjunkturelle<br />

Entwicklung nicht zusätzlich belastende Haushaltskonsolidierung und die Reform des<br />

Steuersystems, hierunter auch eine steuerliche Entlastung des Mittelstandes, sind weitere<br />

Punkte auf der wirtschaftspolitischen Agenda, deren Lösung sich günstig auf die<br />

Wachstumsaussichten der deutschen Wirtschaft auswirken wird.

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