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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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240 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Die in Tabelle VI-1 ausgewiesene Marktanteilsstatistik spiegelt allerdings die tatsächliche<br />

Entwicklung der betrieblichen Strukturen im backenden Handwerk nicht ganz adäquat<br />

wider. Im Backgewerbe - vor allem in den städtischen Zentren - kam es in den zurückliegenden<br />

Jahren zu stürmischen Filialisierungs- und Konzentrationsprozessen auf<br />

den lokalen Backwarenmärkten, die längst nicht abgeschlossen sind. Die Großen der<br />

Branche – Kamps, Heberer u.a. – finden sich dabei in bemerkenswertem Maße in den<br />

Reihen des Handwerks, werden also in den hier zitierten Statistiken als „Handwerksunternehmen“<br />

erfasst. Fielen sie aus der Statistik, würde sich der Marktanteil des backenden<br />

Handwerks drastisch verringern.<br />

Lange vor den Bäckern und Konditoren waren die Fleischer vom Vordringen nichthandwerklicher<br />

Wettbewerber – Fleischindustrie und institutioneller Einzelhandel –<br />

betroffen. Auch ihnen gelang es, trotz der unübersehbaren Schwundtendenz bis heute<br />

eine überragende Stellung auf dem Markt <strong>für</strong> Fleischwaren zu behaupten, unter Einbezug<br />

wiederum mit industriellen Methoden operierender Unternehmen der Branche, die<br />

in der Handwerksrolle verzeichnet sind.<br />

2.2. Das Bäckerhandwerk<br />

2.2.1. Überblick über die wirtschaftlichen Entwicklungslinien<br />

Die Zeit, als das Bäckerhandwerk unangefochten private Haushalte und den Lebensmitteleinzelhandel<br />

mit Backwaren versorgte, ist schon lange vorbei. Grob lässt sich die<br />

Entwicklung des backenden Handwerks in folgende Phasen einteilen:<br />

– In den fünfziger Jahren dominierte das Bäckerhandwerk den Backwarenmarkt.<br />

Kunden waren nicht nur private Haushalte, sondern zu einem beachtlichen Anteil<br />

auch Lebensmittel- und Einzelhandelsgeschäfte.<br />

– In den sechziger Jahren etablierten sich zunehmend die Supermärkte vor allem in<br />

den Städten. Dies begünstigte die Backwarenindustrie, die im Lebensmitteleinzelhandel<br />

eine geeignete Absatzschiene findet. Die kleinen Einzelhandelsläden, die vor<br />

allem das Backhandwerk belieferten, werden weitgehend verdrängt.<br />

– Die handwerkliche Produktionsweise, verbunden mit ungünstigen Arbeitszeiten <strong>für</strong><br />

die Beschäftigten, erschwert die Rekrutierung von Arbeitskräften. Das Backhandwerk<br />

kann nur im Qualitäts- nicht jedoch im Preiswettbewerb mithalten.<br />

– Das Handwerk konterte im Wettbewerb mit einer Ausdifferenzierung des Angebots<br />

und entwickelte eine Vielfalt an Brot- und Backwaren, mit der die Industrie nicht<br />

mithalten konnte. Das Bäckerhandwerk gewann Marktanteile zurück.<br />

– Das Handwerk ist bis dahin in seinen Expansionsmöglichkeiten begrenzt, da die<br />

begrenzte Haltbarkeit des Produktes kurze Wege von der Backstube zum Kunden<br />

und dezentrale Produktions- und Verkaufsstellen erfordert. Der Einzelbetrieb ist auf

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