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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel VII: Strategien und Anpassungsprozesse auf betrieblicher Ebene 311<br />

sen. Die Verbreitung der EDV in den Handwerksbetrieben schlägt sich auch in<br />

Fortbildungsbedarf nieder, entsprechende Abschlüsse sind der professionelle und<br />

qualifizierte EDV-Anwender, die CAD-Fachkraft, der EDV-Netzwerktechniker, die<br />

SPS-Fachkraft und der Betriebsinformatiker. 6 der 10 am häufigsten angestrebten<br />

Fortbildungsprüfungen stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit EDV-Kenntnissen.<br />

In der vom DHKT vorgelegten Übersicht der zehn am häufigsten absolvierten Bildungsabschlüsse<br />

in der Handwerksfortbildung fehlt allerdings die Ausbildungseignungsprüfung,<br />

die im Jahre 2002 von 12 650 Personen im Handwerk bestanden wurde.<br />

Das sind immerhin 35,8 % aller erfolgreich bestandenen Fortbildungsprüfungen, so dass<br />

diese Prüfung an erster Stelle bei den Fortbildungsabschlüssen steht. Die Ausbildungseignungsprüfung<br />

legen vorwiegend Gesellen ab, die mit der Berufsausbildung in den<br />

Handwerksbetrieben betraut werden.<br />

Kasten VII-2<br />

Fallbeispiele zur Weiterbildung im Handwerk<br />

Dieses Unternehmen spezialisiert sich auf „alles rund um die Elektrotechnik“ <strong>für</strong> Privatkunden und Industrie,<br />

wobei die elektrotechnische Einrichtung von EDV-Anlagen – Verkabelung – mittlerweile eine<br />

der Hauptaufgaben ist. Bei der Fortbildung haben der Handwerksunternehmer und seine mitarbeitende<br />

Frau eine Arbeitsteilung getroffen: So besucht Herr O. eher technisch ausgerichtete Seminare, seine Erfahrungen<br />

mit Managementtraining beschränken sich auf entsprechende Veranstaltungen während der<br />

Meistervorbereitung und Seminare wie „Wie spreche ich meine Kunden an“. Frau O. dagegen hat etliche<br />

Managementkurse besucht, beispielsweise an der Akademie des Handwerks, und auch technische Seminare,<br />

die von großen Lieferanten wie AEG oder Siemens angeboten werden, obwohl die letzteren ihr oft<br />

mit den Worten „Dieser Kurs eignet sich nicht <strong>für</strong> Frauen“ von der Teilnahme abrieten. Sie hält technisches<br />

Grundwissen allerdings <strong>für</strong> notwendig, um die betrieblichen Abläufe besser zu verstehen.<br />

Der Handwerksunternehmer und seine Frau bieten auch ihren Beschäftigten an, Weiterbildungskurse der<br />

Lieferanten, der Handwerkskammer oder der Elektrikerinnung zu nutzen. Frau O. bewertet die Kurse der<br />

Handwerkskammer allerdings als ungeeignet <strong>für</strong> Gesellen, sie seien mehr auf Meister ausgerichtet. Sie<br />

sieht Fortbildung als sehr wichtig <strong>für</strong> die Entwicklung ihres Unternehmens. Die Ausbildung ihrer Beschäftigten<br />

bezeichnet sie als zu „technikorientiert“, während sie Themen wie Kommunikation und persönliches<br />

Verhalten gegenüber Kunden als ebenso wichtig <strong>für</strong> die Entwicklung kundenorientierter Dienstleistungen<br />

einstuft. So plant sie ein internes Seminar <strong>für</strong> ihre Arbeitnehmer zum Thema „Wie spreche ich<br />

Kunden an?“, hat allerdings auch davon Abstand genommen, ihre Beschäftigten selbst fortzubilden. Zurzeit<br />

sucht sie nach Kollegen, die an diesem Thema interessiert wären, so dass sich mehrere Unternehmer<br />

die Kosten <strong>für</strong> einen externen Dozenten teilen könnten.<br />

Frau M., Unternehmerfrau im oben erwähnten Schreinerbetrieb legt ebenfalls großen Wert auf die Weiterbildung<br />

im eigenen Unternehmen. Ihre Lieferanten bieten in der Regel Produktschulungen an. Sie und<br />

ihr Mann haben in Zusammenarbeit mit der Schreinerinnung ein Seminar zum Thema „Auftreten beim<br />

Kunden” organisiert. Im Pausenraum ihres Unternehmens liegen die von ihrem Mann abonnierten Fachzeitungen<br />

sowie entsprechende Fachliteratur zur Einsicht <strong>für</strong> alle Beschäftigten aus; diese Möglichkeit<br />

wird nach ihren Angaben allerdings nur von einigen wenigen genutzt. Zudem stehen den Beschäftigten<br />

die von der Innung oder dem Landesverband der Schreiner organisierten Weiterbildungsangebote offen;<br />

auch hier nutzen nur einige dieses Angebot. Sie führt das darauf zurück, dass diese Seminare in der Regel<br />

nach Feierabend und am Wochenende abgehalten werden, damit von ihren Beschäftigten in deren Freizeit<br />

besucht werden müssten. Das wäre vor allem <strong>für</strong> Beschäftigte mit eigener Familie ein Hindernis. Sie<br />

würde auch den Besuch von Fortbildungsveranstaltungen während der Arbeitszeit ermöglichen. Der<br />

Handwerksunternehmer selbst besucht häufiger Kurse zu speziellen Managementfragen, z.B. der Mitarbeitermotivation.<br />

Die Unternehmerfrau würde gerne eine von der Kammer organisierte längerfristige<br />

Ausbildung <strong>für</strong> Unternehmerfrauen im Handwerk absolvieren (Betriebswirtin des Handwerks).<br />

Quelle: Welter (2000).

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