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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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480 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

überwiegend auf eng umgrenzten lokalen und regionalen Märkten. 174 Die hierbei dominierende<br />

Marktform ließe sich wohl am besten als „Kettenoligopol im Raum“ beschreiben,<br />

d.h. auf den lokalen Märkten agiert jeweils eine kleine Zahl von Anbietern, gleichzeitig<br />

stehen die lokalen Märkte in einem engen Austausch, Arbitrage begrenzt mithin<br />

die Möglichkeiten der Preisdifferenzierung. Die Einführung der vollen Gewerbefreiheit<br />

– Verzicht auf jegliche Befähigungsnachweise – würde zu einer Verdichtung des Anbieternetzes<br />

führen und damit zu einer Intensivierung des Wettbewerbs. Die Möglichkeiten<br />

einer generellen Absenkung des Preisniveaus sind aber angesichts des heute auf diesen<br />

Märkten ohnehin schon bestehenden Wettbewerbsdrucks und des Preisverfalls in den<br />

zurückliegenden Jahren wohl eher begrenzt. Generelle Preisreduzierungen und damit<br />

eine Erhöhung der effektiven Nachfrage nach Ausbauleistungen erscheinen vor diesem<br />

Hintergrund nicht sehr wahrscheinlich.<br />

Die Aufhebung des Meisterzwangs in Teilen der Handwerkswirtschaft schafft natürlich<br />

auch <strong>für</strong> solche Unternehmer und Freiberufler größere Spielräume, die bislang in der<br />

Grauzone zwischen Vorbehaltsbereich der HWO und nichthandwerklichen Aktivitäten<br />

operiert haben. Die Drohung eines mit erheblichen Sanktionen verbundenen behördlichen<br />

Zugriffs wegen „unerlaubter handwerklicher Berufsausübung“ entfällt <strong>für</strong> diese<br />

Unternehmen, das Spektrum der „erlaubten“ wirtschaftlichen Tätigkeiten vergrößert<br />

sich. Dynamische Effekte der Teilliberalisierung der Handwerksordnung sind also auch<br />

<strong>für</strong> handwerksnahe Wirtschaftsbereiche zu erwarten, die handwerksrechtlich der Handwerkswirtschaft<br />

nicht zuzurechnen sind. Wachstums- und Beschäftigungsffekte werden<br />

also mithin in gewissem Maße außerhalb der Handwerks stattfinden.<br />

Gewarnt sei allerdings vor einer Überschätzung der hier zu erwartenden direkten und<br />

indirekten Effekte. Es handelt sich bei den in Frage stehenden Marktsegmenten um<br />

Wirtschaftsbereiche, die durch einfache und mittlere Technologien geprägt sind und<br />

deren Nachfragedynamik – unabhängig von der Handwerksordnung – begrenzt ist.<br />

Auch sollten die bislang gegebenen Möglichkeiten, die Zwänge des Handwerksrecht auf<br />

legalem Weg auszuhebeln, nicht unterschätzt werden. Vielfach wurden die Bestimmungen<br />

des Handwerksrechts auch einfach durch ansonsten legal operierende, d.h. registrierte<br />

und Steuern zahlende, aber im Vorbehaltsbereich der HwO „wildernde“ Unternehmen<br />

ignoriert. Den Kunden dürfte dies in vielen Fällen überhaupt nicht bewusst gewesen<br />

sein. Eine Legalisierung derartiger Aktivitäten nach Novellierung der HwO z.B.<br />

durch den jetzt möglichen Eintrag solcher Unternehmen in die Handwerksrolle ändert<br />

nichts am Marktvolumen und an der Beschäftigung.<br />

174 Seit Beginn der Rückbildungsphase in der ostdeutschen Bauwirtschaft haben sich viele der dortigen<br />

Baufirmen zunehmend auf räumlich weit entfernte Märkte in West-, Nord- und Süddeutschland hin<br />

umorientiert. Diese Geschäfte sind trotz der höheren Transport- und Koordinationskosten offenbar<br />

lukrativ. Einen generellen Trend zur Aufhebung der im Baugewerbe dominierenden engen räumlichen<br />

Bindungen zeigen sie jedoch wohl kaum an, viele derartige Engagements sind eher aus der Not<br />

geboren und würden bei günstiger Marktentwicklung im eigenen Umfeld schnell wieder aufgegeben<br />

werden.

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