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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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360 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Gebieten mit Hilfe des Handwerks zu mildern, stellt sich generell die Frage nach dem<br />

Beitrag der Handwerkswirtschaft zur Entwicklung der Dienstleistungsgesellschaft in<br />

altindustrialisierten Wirtschaftsräumen. Im Fall des Ruhrgebietes könnte die stärkere<br />

Integration des Handwerks in die sich erst jüngst entwickelnde Tourismuswirtschaft –<br />

„Route der Industriekultur“ – einen Erfolg versprechenden Ansatz bieten. Dies setzt<br />

jedoch auf Seiten der Betriebe eine verbesserte Dienstleistungsmentalität, erhöhte Flexibilität<br />

und Innovationsbereitschaft voraus.<br />

2.4. Räumliche Konzentration ausgewählter „Traditionshandwerke“<br />

Die Betrachtung der Muster räumlicher Ordnung auf der Basis von Gewerbegruppen<br />

verdeckt die zum Teil gravierenden Unterschiede in der gewerkespezifischen Standortverteilung.<br />

Ein anschauliches Beispiel da<strong>für</strong> liefert das Nahrungsmittelgewerbe. Auf der<br />

Basis aggregierter Daten ist eine relativ gleichmäßige räumliche Verteilung von Unternehmen<br />

und Beschäftigten zu verzeichnen. Die kleinen Lebensmittelgewerke – Brauer/Mälzer<br />

und Weinküfer – weisen jedoch eine sehr starke Konzentration auf. Das<br />

Frankenland (Kulmbach, Bamberg) ist als traditionsreicher Standort zahlreicher kleiner<br />

Brauereien bekannt. Weniger bekannt dürfte hingegen sein, dass sich die Weinküfer in<br />

der Region um Heilbronn konzentrieren. Somit befinden sie sich inmitten der klassischen<br />

Zentren des deutschen Weinbaus: dem Moselland, der Pfalz und Rheinhessen,<br />

dem Maintal und dem Badener Land (Karte VIII-5).<br />

An den (west-)deutschen Nord- und Ostseeküsten sind die Boots- und Schiffsbauer an<br />

mehreren Punkten konzentriert. Dieses Gewerk ist historisch sehr eng mit der zivilen<br />

und militärischen Seefahrt sowie mit dem Fischfang verbunden. Heute stellt der Bau<br />

von Freizeit- und Sportjachten eine wichtige Einkommensquelle dar. Und auch in absehbarer<br />

Zeit wird die zahlungskräftige Kundschaft aus den Städten Hamburg, Bremen,<br />

Lübeck und Kiel <strong>für</strong> eine stabile Nachfrage in diesem Produktsegment sorgen. Offen ist<br />

hingegen die Frage, inwieweit zukünftig in den Küstenstädten Mecklenburg-Vorpommerns<br />

die Nachfrage im Freizeitbereich anziehen und zur merklichen Stärkung des<br />

dortigen Bootsbaus beitragen wird.<br />

Im Unterschied zum Brauereihandwerk oder dem Bootsbau konzentrieren sich einige<br />

Traditionshandwerke des Metall- und Holzgewerbes, des Glashandwerks und des Instrumentenbaus<br />

vornehmlich auf das Exportgeschäft. Damit ist ein wichtiges Merkmal<br />

<strong>für</strong> dynamische, regional verdichtete Standortnetze vom Typ ’industrial district’ gegeben,<br />

welche durch kleine und mittlere Unternehmenseinheiten verwandter Branchen<br />

gebildet werden. Die nachfolgend angesprochenen Traditionshandwerke weisen weitere<br />

Strukturelemente regionaler Produktionscluster auf, u.a. (Nuhn 1998, Schamp 2000):<br />

– die Produktion in kleinen Serien <strong>für</strong> gleiche Endverbraucher, deren schwankende<br />

Nachfrage flexible Anpassung erfordert

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