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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel III: Determinanten des Strukturwandels im Handwerk - Ex-post-Analyse 59<br />

tigkeitsprofil radikal, in Abkehr von konventionellen Berufsvorstellungen, verändern.<br />

– Die Verbreitung der digitalen Fotografie verändert nicht nur das Tätigkeitsfeld des<br />

Fotografenhandwerks grundlegend, sondern stellt dessen wirtschaftliche Existenzberechtigung<br />

in Frage. Das digitale Fotogeschäft wird in zunehmendem Maße durch<br />

den Facheinzelhandel (z.B. Drogeriemärkte) wahrgenommen.<br />

– Die technische Perfektionierung der Automobile führt zur Verlängerung der Wartungsintervalle,<br />

zur Verringerung des Reparaturbedarfs und zum Wandel der<br />

verbleibenden Reparaturarbeiten (Verdrängung konventioneller Reparaturen durch<br />

einen Aggregataustausch). Hierdurch verändert sich nicht nur der Charakter des<br />

Kfz-Reparaturgeschäfts, sondern ein Großteil der Kfz-Technikerbetriebe wird auf<br />

Initiative der Automobilproduzenten viel stärker als früher in die industrielle Wertschöpfungskette<br />

integriert.<br />

– Das Vordringen industriell gefertigter, genormter Bauteile im Baugewerbe schränkt<br />

das Tätigkeitsfeld, mithin das zu bedienende Marktvolumen, des Bauhandwerks ein.<br />

Freilich sehen sich nicht alle Teile der Handwerkswirtschaft in gleicher Weise von Prozeß-<br />

und Produktinnovationen herausgefordert. Insbesondere die Reinigungs- und Körperpflegehandwerke<br />

sowie die Gesundheitshandwerke partizipieren ebenso am technischen<br />

Fortschritt, ihre Marktbasis wird dadurch aber keineswegs ernsthaft geschmälert.<br />

Auch ist an die im Kapitel II angesprochenen Eigenheiten des deutschen Handwerksrechts<br />

zu erinnern. Im Zuge des technischen Fortschritts verschwinden nicht nur handwerkliche<br />

Tätigkeiten, sondern dieser produziert auch laufend neue „quasi-handwerkliche“<br />

Tätigkeiten, die allerdings nur per Entscheidung des Gesetzgebers in das per Legaldefinition<br />

abgegrenzte Handwerk inkorporiert werden könnten. Auch stand den<br />

Handwerksunternehmen immer frei, sich auf nichthandwerklichem Gebiet zu betätigen.<br />

Darüber, inwieweit solches in der Vergangenheit geschah, können die Handwerksstatistiken<br />

keine verlässliche Auskunft geben. Nicht zuletzt schafft auch der demographische<br />

Wandel einen auf längere Sicht stark wachsenden Markt <strong>für</strong> „quasi-handwerkliche“,<br />

aber nicht dem Reglement der HWO unterworfene Aktivitäten.<br />

Festzuhalten ist allerdings, dass der technische Fortschritt in vielen Bereichen der<br />

Handwerkswirtschaft zur Einschränkung des Marktvolumens der in der HWO erfassten<br />

Handwerksberufe geführt hat und sich diese Entwicklung fortsetzen wird. In der Vergangenheit<br />

wurden hieraus resultierende Beschäftigungs- und Umsatzverluste in erheblichem<br />

Maße durch Expansionsprozesse an anderer Stelle kompensiert, woraus sich die<br />

über Jahrzehnte hinweg relativ stabile Beschäftigung im westdeutschen Handwerk erklärt.

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