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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel V: Strukturwandel im Handwerk I: Branchenübergreifende Aspekte 185<br />

– Strukturveränderungen in den Unternehmen und veränderte Arbeitsprozesse haben<br />

den Stellenwert überfachlicher Kenntnisse und Fähigkeiten sowie genereller Dispositionen<br />

erhöht. Diese Verschiebung der Anforderungen beeinflusst den Zugang zur<br />

dualen Ausbildung tendenziell zu Lasten leistungsschwächerer Absolventen des<br />

Schulwesens.<br />

– Die Innovationszyklen von Produkten und Leistungen haben sich verkürzt. Dies<br />

befördert die Kurzlebigkeit von speziellen fachlichen Kenntnissen und Fertigkeiten<br />

und erfordert ein verändertes Verhältnis der Anteile von Aus- und Weiterbildung.<br />

Verstärkt wird diese Tendenz dadurch, dass weniger als die Hälfte der Absolventen<br />

des dualen Systems (etwa 45 %) im Anschluss an die Ausbildung im erlernten Beruf<br />

arbeiten.<br />

– Veränderte Anforderungen in der dualen Ausbildung und die Erschwerung des direkten<br />

Zugangs aus den einzelnen Schulformen haben zu einer Erhöhung des<br />

Durchschnittsalters der Auszubildenden geführt. Gegenwärtig sind 31% der Auszubildenden<br />

im Handwerk älter als 18 Jahre.<br />

Die Länder finanzieren in erheblichem Umfang den Ausfall von Ausbildungsplätzen<br />

über ein Angebot zusätzlicher vorbereitender oder ausbildungskompensatorischer schulischer<br />

Maßnahmen. Zugleich bewerben sich etwa 70 % der Absolventen beruflicher<br />

Vollzeitschulen in den alten und ca. 80 % in den neuen Ländern anschließend um einen<br />

Ausbildungsplatz im dualen System. Dies ist bildungsökonomisch und bildungspolitisch<br />

gleichermaßen unvernünftig.<br />

3.2. Beitrag des Handwerks zur beruflichen Erstausbildung<br />

Das Handwerk leistet einen wertvollen und wichtigen Beitrag zur beruflichen Bildung.<br />

Vor allem in den gewerblich-technischen Berufen erfüllen die Ausbildungsbetriebe des<br />

Handwerks eine bedeutende Funktion im Rahmen des Berufsbildungssystems. In langfristiger<br />

Betrachtung entfallen durchschnittlich rund 35 % der Ausbildungsverhältnisse<br />

auf das Handwerk (BMBF 2003a, vgl. auch Schaubild V-7).<br />

Auch wenn in den vergangenen 5 Jahren der handwerkliche Anteil an der gesamtwirtschaftlichen<br />

Ausbildungsleistung zurückgegangen ist, so darf dies nicht darüber hinwegtäuschen,<br />

dass der Anteil des Handwerks noch im Rahmen des langfristigen Durchschnitts<br />

liegt. Schwankungen in den Anteilen des Handwerks an der Gesamtausbildungsleistung<br />

waren schon früher zu beobachten. Sie stellen <strong>für</strong> sich kein alarmierendes<br />

Signal dar, das – wie mitunter in der politischen Debatte zu hören – auf einen Rückzug<br />

des Handwerks aus der Berufsausbildung hindeutet.

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