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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel VI: Strukturwandel im Handwerk II: Zur Entwicklung ausgewählter Gewerke 277<br />

Gegenzug erhalten die ausgewählten Direktlieferanten von Systemkomponenten größere<br />

Wertschöpfungsanteile. Sie stehen nun aber auch jenen höheren Risiken gegenüber,<br />

welche der Endprodukthersteller durch seine veränderte Nachfrage nach Systemlösungen<br />

„automatisch“ auf sie übertragen hat.<br />

Die Systemlieferanten bilden als sog. First-Tier-Supplier die erste Stufe in der Lieferpyramide<br />

und bemühen sich ihrerseits, bestimmte Aufgaben der Fertigung und Montage<br />

an ihre Lieferanten auszulagern. Jene Second-Tier-Supplier zeichnen <strong>für</strong> die Montage<br />

singulärer Bauteile zu Komponenten verantwortlich, aus denen der Systemlieferant<br />

dann die vom Endhersteller geforderten Module und Systeme vormontiert. Die Komponentenhersteller<br />

der zweiten Stufe beziehen ihre Bauteile von den sog. Third-Tier-<br />

Suppliern, welche sie nach deren Vorgaben herstellen.<br />

Der Aufstieg innerhalb der Zulieferpyramide ist mit einem stark anwachsenden Dienstleistungsanteil<br />

verbunden. Während der Endprodukthersteller die konzeptionelle Führerschaft<br />

innehat, liegt die Koordination der Material-, Komponenten- und Teileströme<br />

innerhalb der Pyramide in den Händen der First-Tier-Supplier. Hier werden zugleich<br />

eigenständig – jedoch in enger Anbindung an den Abnehmer – Entwicklungs- und Konstruktionsarbeiten<br />

durchgeführt. Die Second- und Third-Tier-Supplier haben neben der<br />

eigentlichen Produktionsleistung vor allem im Bereich der Wartung und der Logistik<br />

zusätzliche Dienste zu erbringen (Seger 1992, Kargl 1994).<br />

In den einzelnen Wirtschaftsbranchen besitzt die beschriebene, durch eine normative<br />

Leistungsdifferenzierung gekennzeichnete Pyramidenstruktur einen sehr unterschiedlichen<br />

Stellenwert. In nahezu idealer Weise hat sie sich in der Automobilindustrie herausgebildet<br />

(Scholz 1994, Dürig et al. 1995, Schamp 1997, 2000). Ausgehend von dem<br />

beim japanischen Hersteller Toyota entwickelten Fertigungssystemen hielt das Konzept<br />

der „lean production“ seit dem Beginn der neunziger Jahre in der nordamerikanischen<br />

und in der westeuropäischen Automobilindustrie zügig Einzug. Erhebliche Produktivitätssteigerungen<br />

in Verbindung mit massiven Kostensenkungen belegen die Überlegenheit<br />

dieses neuen Fertigungssystems gegenüber den früher angewendeten Produktionsformen.<br />

Der sog. Toyotismus ist u.a. charakterisiert durch flache Hierarchien in der Unternehmensorganisation,<br />

die Produktion auf der Basis computergesteuerter Anlagen, die logistische<br />

Optimierung aller betrieblichen Abläufe (just-in-time), den Aufbau eines engmaschigen<br />

Netzes zur systematischen Qualitätskontrolle und -sicherung (TQM - Total<br />

Quality Management), die permanente Durchleuchtung des eigenen und des vorgelagerten<br />

Produktionssystems auf Kostensenkungspotenziale, Re-Organisationen von Lieferketten<br />

nach o.g. Muster mit langfristiger Bindung ausgewählter First-Tier-Supplier (single<br />

sourcing) und der Nutzung von Lohnkostenunterschieden durch Lieferantenwechsel<br />

im globalen Maßstab (Kummer, Lingenau 1992).<br />

In der durch Massenproduktion gekennzeichneten Elektrogeräteindustrie, haben die<br />

o.g. Ansätze ebenfalls relativ schnell und umfassend gegriffen. Dagegen scheint der

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