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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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162 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

22. Lebensjahr eine selbständige Existenz gründen. Bis zum heute üblichen (nominellen)<br />

Renteneintrittsalter von 65 Jahren hat er dann eine selbständige Erwerbslaufbahn<br />

von gut 40 Jahren vor sich. Kommt es nicht zum vorzeitigen Ausfall einiger Betriebe, so<br />

müsste demnach, bei konstantem Unternehmensbestand, das durchschnittliche Betriebsalter<br />

bei knapp 20 Jahren liegen bzw. bei schrumpfenden Unternehmenszahlen sogar<br />

noch höher. Faktisch sind die Altersgruppen stark asymmetrisch um die 20 Jahre herum<br />

verteilt und gerade die jüngsten Altersjahrgänge sind stark überproportional vertreten<br />

(26,3 % < 5 Jahre) 77 . Dies bestätigt ein Faktum, welches bereits aus der Rollenstatistik<br />

bestens bekannt ist. Vorzeitige Marktaustritte spielen im Handwerk – wie in allen anderen<br />

Bereichen der Wirtschaft auch – eine erhebliche Rolle.<br />

Von den nach unserer Berechnung zwischen 1990 und 1994 im westdeutschen Handwerk<br />

78 gegründeten rd. 113.600 Unternehmen waren gemäß HZ 1995 am 31. März<br />

1995 nurmehr rd. 83.000 Unternehmen am Markt (73 %). Berücksichtigt man, dass in<br />

diesem Berechnungsansatz rd. 10 % aller Gründungen, die innerhalb des ersten Jahres<br />

nach der Rolleneintragung scheitern, nicht enthalten sind, so beträgt der Anteil der überlebenden<br />

Gründungen sogar nur 66 %. Diese Werte sind, gemessen an allen sonst über<br />

die Bestandsfestigkeit der Unternehmensgründungen im Handwerk vorliegenden Analysen<br />

und Aussagen, geradezu erstaunlich niedrig. Man beachte, dass in die Berechnung<br />

dieser Quote(n) Unternehmensjahrgänge eingehen, die (volle) 5, 4, 3, 2, 1 Jahr(e)<br />

bzw. im Falle der 66 %-Quote weniger als 12 Monate am Markt waren. Die durchschnittliche<br />

Fünfjahresüberlebensquote muss also zwangsläufig bedeutend niedriger<br />

ausfallen. Man kann vor diesem Hintergrund wohl davon ausgehen, dass nicht wesentlich<br />

mehr als 50 % aller handwerklichen Gründungen die ersten fünf Jahre nach der<br />

Rolleneintragung überleben dürften. 79<br />

Aufschlussreich sind auch die in Tabelle V-6 <strong>für</strong> das frühere Bundesgebiet ausgewiesenen<br />

betrieblichen Parameter nach Gründungs- und Übernahmekohorten. Bei den neu<br />

gegründeten Unternehmen ist ein deutliches altersabhängiges Größengefälle erkennbar.<br />

Die durchschnittliche Größe der 1994 gegründeten Unternehmen lag im Gründungsjahr<br />

bei 5 Beschäftigten (inkl. Inhaber), diejenige der vor 1960 gegründeten Unternehmen<br />

hingegen bei 21. Die im Gründungsjahr erreichte Betriebsgröße von 5 Beschäftigten ist<br />

überraschend hoch und <strong>für</strong> kleinbetriebliche Wirtschaftsbereiche eher untypisch.<br />

77 Da diese Statistik aufgrund der Zählweise (Unternehmen am 31.5. 1995 mit Beschäftigten am<br />

30.9.1994) ein Viertel des Gründungsjahres 1994 bzw. – zusammen mit dem ersten Quartal 1995 eine<br />

halbe Jahrgangskohorte – „unterschlägt“, sind es sogar noch etwas mehr, nämlich 26,9 %.<br />

78 Die Einbeziehung des ostdeutschen Handwerks an dieser Stelle wäre sinnlos gewesen, da das Gründungsgeschehen<br />

der ersten Jahre nach Einführung der Marktwirtschaft durch eine historische Ausnahmekonstellation<br />

geprägt war.<br />

79 Im Kammerbezirk Düsseldorf waren es nach unseren Berechnungen im langfristigen Durchschnitt<br />

fast 61 %. Bei Berücksichtigung der Tatsache, dass dort die Betriebsübernahmen in den „Gründungen“<br />

enthalten sind, liegen die Werte überraschend dicht beinander (zu den Düsseldorfer Daten vgl.<br />

die Ausführungen auf den folgenden Seiten und Tabelle V-7.

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