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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel VI: Strukturwandel im Handwerk II: Zur Entwicklung ausgewählter Gewerke 251<br />

Der zunächst moderate Bevölkerungsschwund dürfte im laufenden und kommenden<br />

Jahrzehnt noch durch einen steigenden Motorisierungsgrad (Trend zu Einpersonenhaushalten<br />

sowie Zweit- und Drittauto in Mehrpersonenhaushalten) überkompensiert werden<br />

– bei sinkenden Zuwachsraten der Neuzulassungen. Die Marktchancen <strong>für</strong> das Kfz-<br />

Gewerbe – Handel wie Reparatur – stellen sich vor diesem Hintergrund langfristig nicht<br />

besonders günstig dar. Ungefähr ab 2020 ist sogar mit einer Schrumpfung des realen<br />

Marktvolumens zu rechnen und einer entsprechenden Intensivierung des Wettbewerbs<br />

zwischen den auf dem Markt verbleibenden Kfz-Betrieben.<br />

Aber nicht nur die absehbare Stagnation und später der Schrumpfungsprozess der deutschen<br />

Wohnbevölkerung sind hier ins Kalkül zu ziehen. Der demographische Wandel,<br />

d.h. die Zunahme des Gewichts der älteren Jahrgänge in der Gesamtbevölkerung könnte<br />

sich letztlich – zusätzlich zum Bevölkerungsschwind – dämpfend auf die Neu- und Gebrauchtwagennachfrage<br />

auswirken. Freilich stellen sich die wahrscheinlichen Effekte<br />

hier weniger eindeutig dar als im Falle des Rückgangs der Wohnbevölkerung ab 18 Jahren.<br />

Zwar werden die Menschen, die dies über Jahrzehnte hinweg gewohnt waren, zukünftig<br />

auch bis ins hohe Alter hinein selbst Auto fahren. Anzunehmen ist allerdings,<br />

dass die jährliche Verkehrsleistung (km pro Jahr) mit wachsendem Alter jenseits einer<br />

<strong>für</strong> das Fahrverhalten kritischen, individuell sehr verschieden anzusetzenden, Altersschwelle<br />

deutlich zurückgeht. Dies wirkt sich schmälernd auf den Reparaturbedarf aus.<br />

Zugleich dürfte auch die Bereitschaft der Autofahrer(innen) zum häufigen Modellwechsel<br />

mit zunehmendem Alter abnehmen, die Nutzungsintervalle werden, mit anderen<br />

Worten, länger.<br />

Eine veränderte, stärker auf die individuellen Bedürfnisse unterschiedlicher Nutzergruppen<br />

zugeschnittene Nachfrage nach Kraftfahrzeugen spiegelt sich bereits heute im<br />

Angebot der einzelnen Marktsegmente wider. Bei den Autoherstellern ist der Trend zu<br />

beobachten, möglichst alle Nischen des Marktes zu bedienen. Das bedeutet, dass eine<br />

große Vielfalt an unterschiedlichen Fahrzeugtypen auf den Markt kommt, mit denen den<br />

unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnissen der Konsumenten Rechnung getragen wird<br />

(vom Geländewagen bis zum Stadtflitzer).<br />

Die Absatzchancen des Kfz-Gewerbes werden auch in einer schrumpfenden und alternden<br />

Gesellschaft maßgeblich von der Einkommensentwicklung abhängen. Gegenwärtig<br />

ist noch nicht sicher vorherzusagen, wie die veränderte Nachfrage die Struktur des<br />

Marktes beeinflussen wird. Es ist zu erwarten, dass ein verringerter Mengenabsatz zu<br />

einer geringeren Zahl an Verkaufs- und Werkstattstützpunkten führen wird. Gleichwohl<br />

steigen der Anspruch an Service und der Wunsch der Konsumenten nach kurzen und<br />

bequemen Wegen zur nächsten Werkstatt. Hier werden sicherlich Bringe- und Holdienste<br />

eine ausgleichende Funktion übernehmen müssen. Es ist vorstellbar, dass der<br />

Anteil sowohl der Kfz-nahen als auch der „artfremden“ Dienstleistungen im Kfz-<br />

Gewerbe steigen wird. Denkbar ist, dass zukünftig ein stärkeres Angebot zur Befriedigung<br />

situationsbedingter Mobilitätsbedürfnisse gefragt ist. Das könnte bedeuten, dass<br />

stärker Verleih-, Leasing- und Carsharing -Geschäfte an Bedeutung gewinnen könnten.

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