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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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206 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

keit gesucht. Hier wird vor allem häufig der Vorwurf geäußert, die Betriebe könnten<br />

nicht die Mängel der schulischen Ausbildung ausgleichen. Andererseits sehen Auszubildende,<br />

die die Prüfung nicht bestanden haben, in der Qualität der Ausbilder und Prüfer<br />

die Ursache ihres Scheiterns.<br />

3.7. Reformbedarf der beruflichen Bildung im Handwerk<br />

Das Handwerk vermittelt in der Ausbildung nicht nur technische Kenntnisse und Fertigkeiten,<br />

sondern bringt den Jugendlichen auch generelle Arbeitstugenden bei, die <strong>für</strong><br />

das Berufsleben von Bedeutung sind. Letzteres ist vor allem deshalb erwähnenswert,<br />

weil zahlreiche Jugendliche mit sozialen Defiziten eine Ausbildung im Handwerk beginnen<br />

und erst an regelmäßige Arbeitsabläufe gewöhnt werden müssen. Nicht zuletzt<br />

hieraus erklärt sich auch die relativ hohe Zahl an Ausbildungsabbrüchen (Arnold,<br />

Münch 1996). Die soziale und qualifikatorische Zusammensetzung der Ausbildungsanfänger<br />

ist allerdings nicht unproblematisch. Die Ausbildungsbetriebe beklagen, dass<br />

sich bei ihnen zunehmend Lehrlinge um einen Ausbildungsplatz bewerben, die verhaltensauffällig<br />

sind, eine unzureichende familiäre Erziehung erfahren haben und auch in<br />

der Schule nicht das erforderliche Grundwissen vermittelt bekamen, welches <strong>für</strong> eine<br />

handwerksberufliche Ausbildung unerlässlich ist.<br />

Da der klassische Bildungsweg im Handwerk über den Status des Lehrlings, zum Gesellen<br />

und schließlich zum Meister führt, sind in der Gruppe der Auszubildenden nicht nur<br />

die zukünftigen Facharbeitskräfte sondern auch die zukünftigen Meister und Betriebsinhaber<br />

zu finden. Angesichts steigender Anforderungen an die Qualifikation der Arbeitskräfte<br />

und an die Unternehmensführung im Handwerk werden zunehmend Zweifel laut,<br />

ob die überwiegende Rekrutierung der Auszubildenden aus dem „unteren Segment“<br />

der Schulabsolventen <strong>für</strong> das Handwerk angemessen und zukunftsorientiert ist. Die<br />

Bedenken werden unter anderem auch dadurch genährt, dass offenbar der klassische<br />

handwerkliche Ausbildungsweg an Attraktivität verliert und stattdessen der Anteil der<br />

„Quereinsteiger“ aus Fachhochschulen oder anderen Ausbildungsgängen steigt, die als<br />

Betriebsinhaber im Handwerk selbständig werden.<br />

Um die Attraktivität der Ausbildung auch <strong>für</strong> Absolventen der Realschulen und Gymnasien<br />

zu erhöhen, hat das Handwerk Zusatzqualifikationen, wie beispielsweise den<br />

„Betriebswirt des Handwerks“ eingeführt. Außerdem sind mehrere Bundesländer dazu<br />

übergegangen, Handwerksmeistern den Zugang zu einem Studium an der Fachhochschule<br />

zu ermöglichen. Weiterhin sind Ausbildungsgänge ins Leben gerufen worden,<br />

bei denen eine Lehre parallel zu der Ausbildung an einer Fachhochschule absolviert<br />

werden kann. Diese Ansätze sind zu begrüßen und vor allem auch deshalb erforderlich,<br />

weil es dem Handwerk offenbar aus eigener Kraft mit seinem traditionellen Ausbildungswegen<br />

immer weniger gelingt, den bestehenden und sich abzeichnenden Bedarf<br />

an neuen handwerklichen Betriebsinhabern heranzubilden.<br />

Allerdings sind auch die Ausbildungsinhalte sowie die Gesamtstruktur der Ausbildung<br />

reformbedürftig. Das betrifft sowohl die Erstaus- und die Weiterbildung als auch – in

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