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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel III: Determinanten des Strukturwandels im Handwerk - Ex-post-Analyse 93<br />

kurzen Zeitraums von gerade einmal sechs Jahren äußerst stark ausgeprägt. Der hier <strong>für</strong><br />

die Gesamtwirtschaft festgestellte Trend zugunsten der großen Unternehmen ist auch<br />

auf sektoraler Ebene festzustellen, so z.B. bei der Herstellung von Backwaren und in<br />

den Investitionsgütergewerben. Leider liegen <strong>für</strong> 2000 im Moment noch keine sektoralen<br />

Daten nach Größenklassen vor. Die Daten <strong>für</strong> 1999 und 1998 deuten allerdings ebenso<br />

auf erhebliche Zugewinne der großen Unternehmen. Selbst wenn man in Rechnung<br />

stellt, dass Preissteigerungen zu „Größenklassenwanderungen“ führen müssen,<br />

bleibt ein beträchtlicher Zugewinne der Großunternehmen. 43<br />

Zwar hat der Umsatzanteil der Großunternehmen bereits in den siebziger und achtziger<br />

Jahren in Westdeutschland stark zugelegt (Lageman, Löbbe u.a. 1999: 127-129), das<br />

Ausmaß des Zugewinns in den neunziger Jahre erscheint indessen im Kontext der Diskussion<br />

um Antriebskräfte und Tendenzen des sektoralen Strukturwandels überraschend.<br />

Wurde nicht vor zwanzig Jahren von Seiten eines Teils der Forschung eine<br />

„KMU-Renaissance“ verkündet und wird die Internetökonomie nicht im öffentlichen<br />

Diskurs überwiegend mit „kleinteiligen Strukturen“, Vernetzung und großen Chancen<br />

<strong>für</strong> die KMU assoziiert?<br />

An dieser Stelle seien einige Erklärungen dieses Phänomens angeführt, die allerdings im<br />

Moment noch den Charakter von Arbeitshypothesen haben:<br />

– Die Restrukturierungsprozesse der großen Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes,<br />

so z.B. der Automobilindustrie, verliefen so erfolgreich, dass diese Unternehmen<br />

hierdurch einen Wachstumsschub erhielten. Effizienzgewinne durch erfolgreiche<br />

Reorganisationsprozesse haben Wachstumsspielräume eröffnet. Aus der empirischen<br />

Forschung wissen wir, dass neue Organisationsmodelle und Managementmethoden<br />

zunächst in den großen Unternehmen Fuß fassen und sich dann<br />

schrittweise in den mittleren und kleinen Unternehmen verbreiten. Es gibt, mit anderen<br />

Worten, ein ausgeprägtes Größengefälle in der Übernahme organisatorischer Innovationen<br />

zu Ungunsten der kleineren Unternehmen. Dies ist nicht nur auf eine<br />

gewisse Strukturkonservativität kleinerer Unternehmen zurückzuführen, sondern<br />

auch auf die Tatsache, dass die im „Big Business“ entwickelten Managementkonzepte<br />

nur bedingt <strong>für</strong> KMU tauglich sind.<br />

– Die Fusionswelle der späten neunziger Jahre muss ihre Spuren auch in der Unternehmensgrößenstatistik<br />

hinterlassen haben, wenn auch ein statistischer Nachweis<br />

des genauen Ausmaßes der einschlägigen Verschiebungen schwierig sein dürfte.<br />

Dies könnte auch sprunghafte Veränderungen der Unternehmensgrößenstrukturen in<br />

relativ kurzer Zeit von der Art der hier beobachteten erklären.<br />

43 Die „Grenze“ zwischen KMU und Großunternehmen hätte sich bei einer durchschnittlichen Preissteigerungsrate<br />

von 1,5 % 1996-2002 von rd. 50 Mill. € auf 45,7 Mill. € in Preisen des Jahres 1996<br />

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