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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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108 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

er Typ der Gesellschaft bzw. Wirtschaft erwächst, bleibe dem Urteil künftiger Generationen<br />

überlassen.<br />

Trotzdem macht der Begriff der „wissensbasierten Ökonomie“ Sinn, wenn es darum<br />

geht, Entwicklungen zu verdeutlichen, welche das soziale und wirtschaftliche Leben in<br />

den hoch entwickelten Industriewirtschaften immer stärker prägen. 51 Informationsverarbeitung,<br />

Symbolanalyse und Expertensysteme erlangen nämlich zunehmenden Einfluss.<br />

Wissen und Information gewinnen neben den traditionellen Produktionsfaktoren<br />

der Produktion an Gewicht. Diese Entwicklung hat gerade erst eingesetzt und wird das<br />

wirtschaftliche Leben in Europa in den kommenden Jahrzehnten stark verändern.<br />

Mit Staudt (2001) und Wilke (2001) bezeichnen wir als „wissensbasierte Ökonomie“<br />

eine zunehmend von Information und Wissen bestimmte Wirtschaft, die sich vor allem<br />

durch drei Merkmale auszeichnet:<br />

− Die Vorherrschaft der Wissensarbeit im Erwerbsleben drängt zunehmend die tayloristisch<br />

geprägte, stark repetitive und mechanische Industriearbeit zurück.<br />

− Der Wissensgehalt der Produktion in allen Bereichen des produzierenden Gewerbes<br />

sowie auch in den innerbetrieblichen organisatorischen Abläufen nimmt zu.<br />

− Die Unternehmen entwickeln sich zu „lernenden“ und „intelligenten“ Organisationen.<br />

Das hier gezeichnete Bild einer „intelligenzgesteuerten“ Wirtschaft, in der mechanische<br />

Tätigkeiten zunehmend durch automatisch gesteuerte Produktionssysteme verdrängt<br />

werden, entspricht sicher den Entwicklungstrends der Industrieproduktion in<br />

vielen Sektoren. Fraglich ist indessen, ob es auch den Realitäten großer, vorwiegend<br />

kleinbetrieblich strukturierter, außerhalb der Industrie befindlicher Wirtschaftsbereiche<br />

gerecht wird. Die „Dienstleistungsgesellschaft“ lebt in erheblichem und zum Teil wachsendem<br />

Maße davon, dass auch „niedere“, von Handarbeit und trivialen Beschäftigungen<br />

geprägte Dienste nachgefragt und angeboten werden. Diese mögen in Deutschland<br />

aufgrund der Lohnstrukturen und Arbeitsmarktregelungen stärker als z.B. in den<br />

Vereinigten Staaten einstweilen ganz vom Markt verdrängt oder in die Schattenwirtschaft<br />

verwiesen worden sein. Den beruflichen Alltag eines sehr großen Teils der erwerbstätigen<br />

Bevölkerung werden sie im 21. Jahrhundert dennoch weiter bestimmen.<br />

Erinnert sei hier nur an den stark expandierenden Gesundheits- und Pflegebereich.<br />

Ein verbreitetes Stereotyp der handwerklichen Produktion welches auch heute noch das<br />

Bild des Handwerks in weiten Teilen der Öffentlichkeit bestimmt, betont vor allem die<br />

historische Verwurzelung handwerklicher Technologien und die vermeintlich zeitlosen<br />

Qualitäten handwerklichen Schaffens. Die bis in die fünfziger Jahre hinein reichenden<br />

Versuche der älteren Handwerksforschung, der „Identität des Handwerks“ auf die Spur<br />

51 Zur Etikettierung der Gesellschaft nach bestimmten Schlüsselmerkmalen vgl. Pongs 1999.

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