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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel VI: Strukturwandel im Handwerk II: Zur Entwicklung ausgewählter Gewerke 271<br />

Baukonjunktur (ausgelöst u.a. durch die Zuwanderungswelle am Ende der achtziger und<br />

Beginn der neunziger Jahre) Kapazitätsüberhänge entstanden, die nunmehr unterausgelastet<br />

und wirtschaftlich nicht mehr tragfähig sind.<br />

Der Wettbewerbsdruck auf das Baugewerbe hat jedoch zahlreiche Ursachen. Neben den<br />

konjunkturellen sind vor allem strukturelle Faktoren zu nennen. In Stichworten seien<br />

einige ausgewählte Problemfelder aufgezeigt. Das deutsche Bauhandwerk ....<br />

• ... weist aufgrund zögerlicher Adaption des technologischen Fortschritts Produktivitätsrückstände<br />

gegenüber den anderen Sektoren des produzierenden Gewerbes<br />

auf,<br />

• ... ist stark in nebeneinander arbeitende Fachunternehmen gegliedert, denen es an<br />

einer effizienten Koordination oder Kooperation mangelt,<br />

• ... ist nur mit wenigen, meist großen (industriellen) Bauunternehmen auf Auslandsmärkten<br />

aktiv,<br />

• .... hat sich aufgrund der demographischen Entwicklung langfristig auf eine nachlassende<br />

Nachfrage einzustellen,<br />

• ... sieht sich bei zunehmend offeneren Grenzen neuen Wettbewerbern aus dem europäischen<br />

Ausland gegenüber.<br />

Die öffentliche Diskussion über die derzeitige Baukrise wird vielfach von der Hoffnung<br />

beeinflusst, es handele sich vor allem um ein vorübergehendes konjunkturelles Tief.<br />

Wie stets in den vergangenen Jahrzehnten weise das Baugeschehen ein stark konjunkturelles<br />

Muster auf, dem derzeitigen Wellental folge also wieder ein Aufschwung, der<br />

steigende Umsätze und Beschäftigung mit sich bringt. Richtig an dieser Vorstellung ist,<br />

dass die westdeutsche Bauwirtschaft Ende der neunziger Jahre tatsächlich in eine konjunkturelle<br />

Abschwungphase eingetreten ist und dieser eine konjunkturelle Erholung<br />

folgen wird. Allerdings ist dies nur Teil der Wahrheit. Die Bauinvestitionen je Einwohner<br />

im früheren Bundesgebiet stagnieren schon seit geraumer Zeit auf einem international<br />

vergleichsweise hohen Niveau, ein langfristiger moderater Abwärtstrends der Bauinvestitionen<br />

erscheint vor dem Hintergrund der maßgeblichen Nachfragedeterminanten<br />

durchaus möglich.<br />

Strukturelle und konjunkturelle Faktoren überlagern sich also im deutschen Baugeschehen<br />

aufs Engste. Dies gilt natürlich ganz stark <strong>für</strong> Ostdeutschland. Der dortige Bauboom<br />

der neunziger Jahre wurde ganz durch die außergewöhnliche Rahmenkonstellation<br />

(großer Nachholebedarf, Bauinvestitionen der öffentlichen Hand, lukrative Investitionsanreize<br />

<strong>für</strong> den privaten Wohnungsbau und den gewerblichen Bau) genährt und hatte<br />

mit „Konjunktur“ eigentlich nichts zu tun. Aber auch in Westdeutschland spielten struk-<br />

geschaffen worden waren, die nunmehr wieder unter dem Druck des Marktes abgebaut werden mü ssen.

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