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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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88 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Im Folgenden wird die Entwicklung der Marktanteile der Handwerksunternehmen untersucht.<br />

Der Vergleich der Umsatzentwicklung in ausgewählten Gewerken und Handwerksgruppen<br />

mit der in der Umsatzsteuerstatistik ausgewiesenen Umsatzentwicklung der „zugehörigen“<br />

Wirtschaftszweige gemäß WZ 93 liefert Aufschlüsse über die Entwicklung der<br />

Marktposition des Handwerks in verschiedenen Sektoren. Zwar ist die Abgrenzung<br />

nach Gewerken <strong>für</strong> derartige Vergleichszwecke nicht die günstigste, weil Handwerksbetriebe<br />

unabhängig von der Rolleneintragung in anderen Wirtschaftsbereichen tätig werden<br />

können – wie z.B. als Einzelhändler oder Dienstleister – und von dieser Möglichkeit<br />

auch in erheblichem Maße Gebrauch machen, wie wir aus den Handwerkszählungen<br />

wissen. Immerhin liefern die Gewerkeumsätze aber Näherungswerte, die über die<br />

relevanten Entwicklungstendenzen verlässlich Aufschluss geben.<br />

Die in der Tabelle III-6 zusammengestellten Daten lassen erkennen, dass das Handwerk<br />

in den letzten Jahren in der Konsumgüterproduktion starke Marktanteilsverluste hinzunehmen<br />

hatte. Die hier ausgewählten Gewerke stehen stellvertretend <strong>für</strong> viele andere<br />

Konsumgüter herstellende, vertreibende und reparierende Handwerke. Besonders stark<br />

fällt der Marktanteilsverlust bei den Backhandwerken (Bäcker und Konditoren) aus, die<br />

binnen sechs Jahren fast 10 % des Marktes <strong>für</strong> frische Backwaren verloren haben. Dies<br />

ändert zwar noch nichts an der dominierenden Position des Handwerks in diesem Bereich.<br />

Die jüngsten Verluste sind indessen so stark, dass sie durchaus Anlass zur Besorgnis<br />

hinsichtlich der langfristigen Entwicklungschancen des Handwerks geben. Im<br />

Kapitel VI wird dargestellt, welche Strukturveränderungen aus mesoökonomischer<br />

Sicht hinter den hier ausgewiesenen Marktanteilsverlusten der Bäcker und Konditoren<br />

stehen. Hier sei nur auf die weite Verbreitung von Aufbackstationen z.B. in Tankstellen<br />

hingewiesen, in denen auf einfache Art aus vorgefertigten Teiglingen Frischbackwaren<br />

erstellt werden, ohne dass es da<strong>für</strong> besonderer handwerklicher Kenntnisse und Fertigkeiten<br />

bedürfte.<br />

Die hier ausgewiesene Marktanteilsstatistik spiegelt allerdings die tatsächliche Entwicklung<br />

der betrieblichen Strukturen im backenden Handwerk durchaus nicht adäquat wider.<br />

Im Backgewerbe vor allem der städtischen Zentren kam es in den zurückliegenden<br />

Jahren zu einem stürmischen Filialisierungsprozess und damit zu Konzentrationsprozessen<br />

auf den lokalen Backwarenmärkten, die längst nicht abgeschlossen sind. Die Großen<br />

der Branche – die Kamps, Heberer u.a. – finden sich dabei in bemerkenswertem<br />

Maße in den Reihen des Handwerks, werden also in den hier zitierten Statistiken als<br />

„Handwerksunternehmen“ erfasst. Fielen sie aus der Statistik, würde sich der Marktanteil<br />

des backenden Handwerks drastisch verringern.

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