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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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304 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Die geringsten Unterschiede im Kooperationsverhalten von Handwerk und Industrie<br />

scheinen hinsichtlich der Größe von Netzwerken zu bestehen. Sowohl Industrie- als<br />

auch Handwerksbetriebe kooperieren im Produktionsprozess sowie bei FuE im weiteren<br />

Sinn mit wenigen Partnern. Hingegen spielen bei den Bereichen Bildung, Marketing,<br />

Vertrieb und Einkauf Verbünde mit zahlreichen Teilnehmern eine größere Rolle. Auch<br />

mit Blick auf Hemmnisse bzw. fehlende Anreize zu kooperieren gleichen sich Handwerks-<br />

und Vergleichssample – mit einer interessanten Ausnahme: Nahezu alle Befragten<br />

der industriellen Kontrollgruppe gaben als einen wesentlichen Grund <strong>für</strong> nicht eingegangene<br />

Kooperationen an, dass die vermeintlich neuen Märkte bereits von Wettbewerbern<br />

besetzt seien, während dies von Handwerksunternehmen kaum genannt wurde.<br />

In vieler Hinsicht scheinen <strong>für</strong> das Handwerk in Kooperationen noch erhebliche strategische<br />

Potenziale zu liegen. Insbesondere die geringe Neigung zur Zusammenarbeit bei<br />

Innovationstätigkeiten stimmt nachdenklich. In diesem Zusammenhang wurde in vielen<br />

Expertengesprächen jedoch auf folgende kritische Punkte hingewiesen, die eine strategische<br />

Ausschöpfung der Vernetzungspotenziale behindern können.<br />

– Kooperationen sind aus Sicht der Handwerksbetriebe mit organisatorischem und<br />

u.U. auch finanziellem Aufwand verbunden. Dazu kommen mögliche Konfliktpotenziale.<br />

All dies wiegt schwerer im Fall von strategisch wichtigen Feldern wie es<br />

Produkt- oder Prozessinnovationen sind, so dass in diesen Fällen – insbesondere<br />

auch in kleineren Handwerksbetrieben – möglicherweise häufiger von einer auf den<br />

ersten Blick vorteilhaft erscheinenden Zusammenarbeit abgesehen wird.<br />

– Gerade bei Projekten zur Entwicklung innovativer Angebote, bei denen Kleinbetriebe<br />

in hoher Zahl miteinander kooperieren müssen (z.B. bei Bauleistungen „aus einer<br />

Hand“, Facility Management), bedarf es nach Meinung der Experten eines neutralen<br />

professionellen Netzwerksmanagements. Seine Aufgabe besteht in der Koordination<br />

und Verwaltung des Netzwerkes, so dass sich die Handwerksunternehmer auf die effiziente<br />

Ausführung ihre Kernarbeiten innerhalb des Verbundes konzentrieren können.<br />

Netzwerksmanager agieren gleichzeitig als Instanz zur Regelung bzw. Vorbeugung<br />

von Konflikten. Diese Funktion besitzt in solchen Partnerschaften eine hohe<br />

Relevanz, die sich durch eine große Nähe zum Endverbraucher auszeichnen und opportunistisches<br />

Verhalten besonders profitabel erscheinen lassen.<br />

– Mittlerweile können prominente Beispiele <strong>für</strong> gescheiterte Verbundprojekte mit<br />

zahlreichen Teilnehmern aus den Bereichen Bau und Facility Management angeführt<br />

werden. Derartige Misserfolge sind jedoch nicht ausschließlich auf Fehler im<br />

Netzwerkmanagement zurückzuführen. Die persönliche Einstellung des Geschäftsinhabers<br />

und aller Mitarbeiter zur Betriebs-, Gewerke- und Branchengrenzen überschreitenden<br />

Zusammenarbeit ist eine genauso wesentliche Grundvoraussetzung <strong>für</strong><br />

den Erfolg einer Partnerschaft. Insofern bestehen noch erhebliche Notwendigkeiten<br />

bzw. Potenziale zur Entwicklung der Kooperationsfähigkeit, sei es in der Erstausbildung<br />

mit Hilfe der Berufsschulen oder in von Handwerksorganisationen, unabhängigen<br />

Betriebsberatern, FuE-Einrichtungen unterstützten Vorhaben.

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