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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel IV: Determinanten des Strukturwandels im Handwerk in der wissensbasierten Ökonomie 135<br />

Bereitschaft zur Erbringung auch einfacher Leistungen werden zunehmend nachgefragt<br />

werden.<br />

− Die technischen Investitionsgütergewerke sind nachfrageseitig kaum direkt vom<br />

demographischen Wandel betroffen. Ihre Expansionschancen sind stark von der gesamtwirtschaftlichen<br />

Dynamik abhängig.<br />

Neben den spezifischen Wirkungen des demographischen Wandels auf das Handwerk<br />

sind dessen generelle Wirkungen auf die wirtschaftliche Dynamik in Rechnung zu<br />

stellen. Wegen des Rückgangs des Erwerbspersonenpotenzials dürfte es langfristig zu<br />

erheblichen Wachstumsbeeinträchtigungen kommen. Die Zunahme des Anteils der älteren<br />

Jahrgänge könnte sich nachhaltig negativ auf den Innovationsprozess auswirken.<br />

Träger und Produzenten des <strong>für</strong> die wissensbasierte Ökonomie so wichtigen neuen Wissens<br />

sind im Allgemeinen stärker die jüngeren Jahrgänge als die älteren. Die Zahl der<br />

jüngeren Menschen, die hier entscheidend ist, wird aber in den nächsten Jahrzehnten<br />

drastisch zurückgehen. Diese Dimension des demographischen Wandels und die sich<br />

hieraus ergebenden Konsequenzen wurde in der öffentlichen Diskussion wohl noch<br />

nicht ausreichend gewürdigt.<br />

Der demographische Wandel verändert das wirtschaftliche Umfeld <strong>für</strong> die handwerkliche<br />

Leistungserstellung, so ist zusammenfassend festzuhalten, auf lange Sicht stark. Die<br />

mutmaßlichen Effekte sind zwiespältiger Natur. Insbesondere die langfristigen Auswirkungen<br />

auf den Arbeitsmarkt, lassen sich derzeit nur in engen Grenzen absehen.<br />

2.7. Strukturwandel der Finanzmärkte<br />

Die Systeme der Unternehmensfinanzierung unterscheiden sich nicht nur zwischen den<br />

entwickelten Industriewirtschaften erheblich, z.B. die „marktorientierten“ Systeme der<br />

angelsächsischen Länder von den „bankenorientierten“ Systemen der meisten kontinentaleuropäischen<br />

Ländern. Sie haben in Deutschland wie in allen entwickelten Ländern<br />

im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts auch beträchtliche, aus aktueller Perspektive<br />

heraus zumeist unterschätzte Wandlungen erfahren. Die heutigen Strukturen sind in<br />

gewissem Maße kontingent, d.h. aus Zufallskonstellationen heraus entstanden. Sie verkörpern<br />

somit keine zeitlosen Charakteristika eines „deutschen Finanzierungsmodells“,<br />

sondern sind relativer, wandelbarer Natur. Noch bis zum Zweiten Weltkrieg<br />

haben sich Handwerksbetriebe in weitaus stärkerem Maße aus eigenen Ressourcen heraus<br />

finanziert (Innenfinanzierung im etablierten Mittelstand, Ersparnisse und familiäre<br />

Ressourcen bei Gründungen). Die heutigen Finanzierungsmuster, die vor allem in niedrigen<br />

Eigenkapitalquoten, einer starken Abhängigkeit von der Kreditfinanzierung durch<br />

die Geschäftsbanken ihren Ausdruck finden, liefen damals also auf ein historisches Novum<br />

hinaus.<br />

Angesichts eines tief greifenden Strukturwandels des Bankensystems scheint sich hier<br />

heute wiederum eine Veränderung anzubahnen. Die öffentliche Diskussion hat sich in<br />

den vergangenen Jahren stark auf die Konsequenzen von Basel II, die Neuregelung der<br />

Eigenkapitalunterlegungsvorschriften <strong>für</strong> das Kreditgeschäft der Banken, konzentriert.

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