10.12.2012 Aufrufe

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

338 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

fast bedeutungslos war. Der öffentliche Finanzierungsdiskurs konzentrierte sich damals<br />

auf die Frage, inwieweit die Wirtschaftspolitik durch eine Veränderung der Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> Kapitalbeteiligungen im Allgemeinen und VC-Engagements im Besonderen<br />

einerseits und ein die Gründungen (halb-) öffentlicher Kapitalbeteiligungsgesellschaften<br />

andererseits, dem VC-Markt Auftrieb geben könne. Im Ergebnis dieser Diskussion<br />

wurden die Rahmenbedingungen <strong>für</strong> VC-Anlagen in Deutschland wesentlich verbessert.<br />

An herausragender Stelle ist hierbei die Gründung des Neuen Marktes zu erwähnen.<br />

Seither haben sich in Deutschland – parallel dazu auch in Frankreich und in<br />

anderen EU-Staaten – in bemerkenswertem Maße VC-Gesellschaften entwickelt, die<br />

beträchtliche finanzielle Ressourcen einwerben konnten und entsprechend VC-Anlagen<br />

tätigen konnten.<br />

Die VC-Gesellschaften bieten zusammen mit dem Corporate Venture Capital der Großunternehmen<br />

den formellen VC-Markt. Dieser erreicht inzwischen einen beträchtlichen<br />

Umfang. Der Abstand zu den Vereinigten Staaten und Großbritannien war zwar am<br />

Ende der neunziger Jahre noch gewaltig, ja er hatte sich in den neunziger Jahren im Zuge<br />

des New Economy – Booms noch deutlich vergrößert. Gemessen an der Relation der<br />

VC-Investitionen zum BIP haben sich diese in Deutschland von 1990 bis 2000 aber<br />

immerhin versechsfacht.<br />

Dabei konzentriert sich ein beachtlicher Anteil des deutschen VC-Engagements auf<br />

Frühphaseninvestitionen; er erreichte 2000 bereits 34,7 %. Dies zeigt, dass solche<br />

Gründungen, die <strong>für</strong> VC-Engagements von Interesse sind, heute durchaus eine reelle<br />

Chance haben, solche Beteiligungen, sei es deutscher Gesellschaften, sei es ausländischer<br />

Gesellschaften, die sich auf dem deutschen VC-Markt betätigen, zu kommen. Allerdings<br />

kommt hier<strong>für</strong> prinzipiell nur ein Bruchteil aller Gründungen – weit weniger<br />

als 5 % – wirklich in Betracht. Wagniskapital sucht gezielt Renditeaussichten, die weit<br />

über dem Durchschnitt Üblichen und jenseits des mit „normalen“ Gründungen verbundenen<br />

Erwartungshorizonts liegen. Den hohen erhofften Renditen stehen außergewöhnlich<br />

hohe Ausfallrisiken gegenüber. Die Kunst der Risikokapitalanlage besteht darin, ein<br />

solches Beteiligungsportfolio aufzubauen, welches zugleich die Renditechancen per<br />

saldo maximiert und die kumulierten Ausfallrisiken auf ein erträgliches Maß reduziert.<br />

Der Blick der VC-Investoren richtet sich vor diesem Hintergrund vorzugsweise auf solche<br />

Branchen, in denen außergewöhnliche Wachstums- und Renditechance zu winken<br />

scheinen und solche Projekte, die auf einer besonders interessanten Geschäftsidee basieren.<br />

Durchschnittliche Geschäftsideen – die Eröffnung z.B. einer Konditorei, eines Fotografenbetriebes<br />

oder eines Klempnerbetriebes sind hier<strong>für</strong> denkbar ungeeignet. So wichtig<br />

das Wagniskapital unter volkswirtschaftlichen Aspekt <strong>für</strong> den technischen Fortschritt<br />

und die Bewältigung der Herausforderungen des sektoralen Strukturwandels ist, ist es<br />

<strong>für</strong> die Finanzierung der meisten Handwerksgründungen gänzlich ohne Belang. Dies<br />

muss deshalb betont werden, weil in der öffentlichen Diskussion der 1990er Jahre über<br />

Venture Capital häufig die Auffassung verbreitet wurde, es ginge um eine Finanzie-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!