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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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124 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

derungsmuster zwischen Handwerk und nichthandwerklichen Wirtschaftsbereichen sind<br />

auch heute noch wirksam<br />

Daran indes, dass die in weiten Bereichen des Handwerks vermittelten beruflichen Qualifikationen<br />

sich immer weiter von den in der wissensbasierten Ökonomie tatsächlich<br />

benötigten Qualifikationen entfernen, spricht Einiges. Vordergründig ist beruhigend,<br />

dass das Handwerk nach wie vor einen höchst beachtlichen Beitrag zur beruflichen<br />

Erstausbildung in Deutschland leistet. Immerhin ist die Tatsache, dass die Schulabgänger<br />

überhaupt eine Ausbildung erhalten, in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit an sich schon<br />

als Positivum zu werten. Darüber sollte allerdings die Frage nicht in Vergessenheit geraten,<br />

ob die vermittelten beruflichen Qualifikationen tatsächlich den besten Einstieg in<br />

eine über Jahrzehnte hinweg währende Erwerbskarriere vermitteln. Eine sich allmählich<br />

verbreiternde Kluft zwischen handwerklichen Qualifikationsangeboten und informationsgesellschaftlicher<br />

Qualifikationsnachfrage ist unübersehbar.<br />

Im Zuge eines durch die neuen IuK-Technologien angetriebenen sektoralen Strukturwandels<br />

entstehen hoch qualifizierte Arbeitsplätze in starkem Maße außerhalb der<br />

Handwerkswirtschaft. Die Distanz der neu entstehenden Berufe zu den handwerklichen<br />

Massenberufen ist weit größer, als es diejenige zwischen traditionellen industriellen und<br />

handwerklichen Fertigungsberufen je war. Die Bildungspolitik wird auf die sich hier<br />

stellende Frage nach dem zukunftsadäquaten Profil der beruflichen Erstausbildung eine<br />

Antwort finden müssen. In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich auch die Frage,<br />

ob die Ausbildung des Handwerks über den eigenen Bedarf hinaus auf lange Sicht noch<br />

sinnvoll ist und welche fachlichen Anforderungen hieraus <strong>für</strong> die berufliche Erstausbildung<br />

im Handwerk resultieren.<br />

Die künftige Entwicklung des Bildungssystems bringt jedoch auch von anderer Seite<br />

Herausforderungen an das Handwerk mit sich. Das Handwerk darf zum einen den Anschluss<br />

an die höheren Stufen des beruflichen Bildungssystems nicht verlieren. Zum<br />

anderen stellt das Postulat lebenslangen Lernens die traditionelle stufenförmige Ausbildungsstruktur<br />

des Handwerks in Frage.<br />

Ein sicheres Indiz <strong>für</strong> - in der technologischen Entwicklung begründete - fachliche<br />

Grenzen der Meisterausbildung ist die starke Ausfächerung fachspezifischer Weiterbildungsangebote<br />

jenseits und unabhängig von der Meisterprüfung in einer Vielzahl von<br />

handwerklichen Gewerken, nicht zuletzt solchen, die eher einen stabilen und nach oben<br />

zeigenden Entwicklungstrend aufweisen. Die weiter führende berufliche Ausbildung<br />

wird heute in diesen Bereichen durch eine Fülle von Zusatzqualifikationen geprägt,<br />

welche die Fokussierung der Diskussion auf die Meisterprüfung als anachronistisch<br />

erscheinen lassen. Dies wird im Kapitel VI z.B. anhand des Kfz-Technikerhandwerks<br />

demonstriert. Zugleich ist die oben angesprochene zunehmende Diskrepanz zwischen<br />

formeller Meisterqualifikation und Hochschulqualifikationen hervorzuheben. Die bislang<br />

unternommenen Versuche zur Gründung Technischer Akademien des Handwerks<br />

(z.B. Hamburg, Stuttgart) und von handwerksnahen Fachhochschulen laufen auf punktuell<br />

wirksame Ergänzungen des traditionellen handwerklichen Berufsausbildungssys-

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