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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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90 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Lange vor den Bäckern und Konditoren waren die Fleischer vom Vordringen nichthandwerklicher<br />

Wettbewerber – Fleischindustrie und institutioneller Einzelhandel –<br />

betroffen. Auch ihnen gelang es, trotz der unübersehbaren Schwundtendenz bis heute<br />

eine überragende Stellung auf dem Markt <strong>für</strong> Fleischwaren zu behaupten, unter Einbezug<br />

wiederum mit industriellen Methoden operierender Unternehmen der Branche, die<br />

in der Handwerksrolle verzeichnet sind.<br />

Das Uhrmacherhandwerk hat, wie andere vorwiegend im Vertrieb und der Reparatur<br />

industrieller Produkte engagierte Gewerke, erhebliche Markteinteilsbußen zu verzeichnen.<br />

Der Marktanteil dieses Gewerks am Handel mit Uhren und Schmuck sowie an der<br />

Instandhaltung von Uhren ist inzwischen auf 20 % geschrumpft, weitere Rückgänge<br />

sind eher wahrscheinlich. Bemerkenswerter Weise hat sich der Umsatz der vorwiegend<br />

mit Reparaturen befassten Unternehmen im betrachteten Zeitraum nicht verändert, d.h.<br />

ist bei leicht steigenden Preisen real rückläufig. Die hier in der Umsatzsteuerstatistik<br />

erfassten Werkstätten dürften weitgehend dem Handwerk zuzurechnen sein. Vielfach<br />

werden jedoch kleinere Instandhaltungs- und Reparaturleistungen auch in handwerklichen<br />

Nebenbetrieben institutioneller Einzelhändler erbracht. Diese werden in der HWB<br />

nicht erfasst und in der wirtschaftszweigbezogenen Statistik im Bereich „Einzelhandel“<br />

mit Uhren.<br />

Das Kraftfahrzeugtechnikerhandwerk – bzw. die Kraftfahrzeugmechaniker, Zweiradmechaniker<br />

und Kraftfahrzeugelektriker – gehörten in Westdeutschland über Jahrzehnte<br />

hinweg zu den besonders dynamischen Handwerken, die kraft ihres Beschäftigungsbeitrags<br />

und ihrer Umsatzgewinne die Entwicklung des Aggregats „Handwerk“ nicht unerheblich<br />

beeinflusst haben. Auch das Kraftfahrzeugtechnikerhandwerk hat in jüngster<br />

Zeit Boden gegenüber dem Kfz-Handel verloren, der zumeist über handwerkliche Nebenbetriebe<br />

verfügt, die als solche in die Rolle eingetragen sind, in der Handwerksberichterstattung<br />

indessen nicht auftauchen. Die Entwicklung im Kfz-Gewerbe ist insofern<br />

besonders bemerkenswert, als hier Restrukturierungsprozesse stattfinden, welche die<br />

Strukturen des Marktes bereits stark verändert haben bzw. in den nächsten Jahren weiter<br />

grundlegend verändern werden. Die Autohersteller setzen zunehmend „Lean Distribution“<br />

– Konzepte um und lichten ihre Vertragswerkstättennetze aus. Die EU-Kommission<br />

hat in jüngster Zeit die von den Herstellern aufgebauten Begrenzungen des grenzüberschreitenden<br />

Handels mit Neuwagen außer Kraft gesetzt und Preisbindungspraktiken<br />

auf den nationalen Märkten geächtet. Das Internet wird zunehmend durch private<br />

Verbraucher als Informations- und Mittlermedium bei der Anschaffung von Neu- und<br />

Gebrauchtwagen genutzt.<br />

Aufgrund ihrer überragenden Bedeutung <strong>für</strong> das Handwerk ist die Entwicklung in der<br />

Bauwirtschaft von besonderem Interesse. Hier konnte das Handwerk in jüngster Zeit im<br />

Gegensatz zu den vorstehend behandelten Gewerken Terraingewinne verzeichnen. Dies<br />

allerdings vor dem Hintergrund eines überaus stark ausgeprägten Schrumpfungsprozesses,<br />

der das Handwerk etwas weniger in Mitleidenschaft gezogen hat als die Bauindustrie.<br />

Tabelle III-6 lässt erkennen, dass der Marktanteil des Handwerks im Baugewerbe<br />

derzeit bei rd. 80 % liegt. Er ist ohne Zweifel seit den frühen neunziger Jahren bedeu-

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