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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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44 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Zustand der Baulichkeiten). Die Unterhaltung von Betrieben mit größerer Realkapitalausstattung<br />

setzt eine Mindestbeschäftigtenzahl voraus. Hieraus schon auf die „optimale<br />

Betriebsgröße“ im Kfz-Gewerbe im Allgemeinen zu schließen, ist aber problematisch.<br />

Das Beispiel der freien Werkstätten zeigt, dass andere Segmente der Reparatur- und<br />

Wartungsnachfrage durchaus profitabel durch Werkstätten eines anderen, weniger investitionsintensiven<br />

Typs bedient werden können. Kleinere Reparaturen können auch<br />

durchaus in den eher bescheiden ausgerüsteten Werkstätten der Tankstellen ausgeführt<br />

werden.<br />

Im Investitionsgütergewerbe, wo das Handwerk sich stärker der seriellen Produktion<br />

geöffnet hat und sich faktisch kaum von den im gleichen Industriezweig ansässigen<br />

(nicht in die Rolle eingetragenen) Industriebetrieben unterscheidet, haben sich die mindestoptimalen<br />

Betriebsgrößen im Zuge der technischen Entwicklung deutlich erhöht.<br />

Hierbei bezeichnet die mindestoptimale Betriebsgröße jenen Punkt auf der langfristigen<br />

Durchschnittskostenkurve, von dem an eine proportionale Veränderung der Faktoreinsatzmengen<br />

nicht mehr zu nennenswerten Veränderungen der Durchschnittskosten<br />

(= Skaleneffekten) führt. 21 Skalen- und Verbundeffekte spielen natürlich auch auf der<br />

Unternehmensebene in Einkauf, Management, Produktion und Verkauf in vielen Bereichen<br />

der Handwerkswirtschaft eine Rolle. Das Eindringen großer Anbieter in die<br />

Handwerksmärkte zeigt, dass die Grenzen der Nutzung solcher Vorteile längst nicht<br />

überall erreicht sind.<br />

Beim näheren Hinsehen erweist sich allerdings das Konzept der „optimalen Betriebsgröße“<br />

als nur bedingt <strong>für</strong> das Verständnis der Unternehmensgrößenentwicklung im<br />

Handwerk hilfreich. Vielfach kommt es auf die – mit unterschiedlicher Unternehmensgröße<br />

einhergehende – Passförmigkeit von organisatorischer Lösung und betrieblicher<br />

Spezialisierung an. Dies bedeutet, dass größere Unternehmen (bei normaler Kapazitätsauslastung)<br />

nicht zwangsläufig effizienter sein müssen. Idealtypische Standardkostenfunktionen<br />

können und sollen nicht die Vielgestaltigkeit realer Faktoreinsatzkonstellation<br />

erfassen.<br />

Im Baugewerbe z.B. spielen im Zeitablauf und von Land zu Land unterschiedliche Organisationsmuster<br />

des Bauprozesses eine zentrale Rolle. Gerade in jüngster Zeit hat sich<br />

auch in Deutschland die Zusammenarbeit größerer Unternehmen mit kleinen und kleinsten<br />

Kontraktunternehmen <strong>für</strong> die beteiligten Unternehmen als wirtschaftlich attraktiv<br />

erwiesen. Eine Fülle von Kleinaufträgen im Ausbaugewerbe kann im Übrigen heute –<br />

wie schon vor 100 Jahren – auch profitabel durch Alleinunternehmen ausgeführt werden.<br />

Hierbei sollte allerdings das ausgeprägte Produktivitäts- und Lohngefälle zwischen<br />

den größeren und kleinen Unternehmen nicht übersehen werden. Gewinnoptimale un-<br />

21 Dabei wird von einem in vielen (allerdings längst nicht allen) Sektoren empirisch zu beobachtenden<br />

Zusammenhang zwischen Betriebsgröße und stückkostenoptimaler Ausbringungsmenge ausgegangen.<br />

Bei zunehmender Betriebsgröße werden zunächst beträchtliche positive Skaleneffekte realisiert,<br />

die ab einem bestimmten Punkt – der mindestoptimalen Betriebsgröße – ausbleiben, dabei aber auch<br />

nicht in den Bereich negativer Skaleneffekte umschlagen.

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