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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel III: Determinanten des Strukturwandels im Handwerk - Ex-post-Analyse 49<br />

– das in Kapitel II angesprochene Abgrenzungsproblem des Handwerks zu nichthandwerklichen<br />

Wirtschaftsbereichen bei Einordnung der „Mischbetriebe“ 24 .<br />

Die geringfügige Beschäftigung im (westdeutschen) Handwerk ist seit Mitte der achtziger<br />

Jahre sprunghaft gestiegen. Sie hat nach unserer Schätzung im Zählungsjahr 1994<br />

maximal 850.000 erreicht, von denen allein fast 500.000 im Gebäudereinigerhandwerk<br />

tätig gewesen sein dürften. Hierbei könnte es in der HZ 1995 auch in gewissem Maße<br />

zur Mehrfachzählung der gleichen Arbeitskräfte gekommen sein. Eine Reinigungskraft<br />

konnte z.B. gleichzeitig stundenweise in mehreren Handwerksbetrieben tätig sein. Nach<br />

dem unternehmensbezogenen Erfassungsprinzip der Handwerksstatistik wird sie in einer<br />

Totalerhebung des Handwerks in diesem Fall gleich mehrfach, nämlich in jedem<br />

Betrieb separat als „Handwerksbeschäftigte“ erfasst.<br />

Zugleich trug die schnelle – in einzelnen Gewerken sehr unterschiedliche – Ausweitung<br />

der geringfügigen Beschäftigung zu Strukturveränderungen und damit zur Verringerung<br />

der Zuverlässigkeit der vierteljährlichen amtlichen Handwerksberichterstattung bei. Die<br />

dieser zugrunde liegende Stichprobe stützte sich nämlich auf die Ergebnisse der Handwerkszählung<br />

1977 und spiegelte mithin die Strukturen des westdeutschen Handwerks<br />

im Jahr 1976 wieder. Die Statistiker haben in diesem Zusammenhang zu Recht darauf<br />

hingewiesen, dass sich die Qualität der amtlichen Handwerksberichterstattung mit<br />

wachsender Entfernung von der Totalerhebung verschlechtern müsse (Veldhues 1996).<br />

Die rasche Zunahme der geringfügigen Beschäftigung – bei stagnierendem oder nur<br />

leicht wachsendem Arbeitsvolumen – hat den hieraus erwachsenden, in der Logik der<br />

Datenerhebung angelegten Unsicherheitsfaktor sicher verstärkt.<br />

Eine Unterschätzung der Beschäftigtendynamik in der allein auf die Anzahl der „Beschäftigten“<br />

abstellenden Rechnung der HWB erscheint in diesem Zusammenhang<br />

durchaus möglich. 25 Sie liegt deswegen nahe, weil die Zahl der SV-Beschäftigten in<br />

Handwerksberufen in Westdeutschland zwischen 1976 und 1994 relativ konstant<br />

geblieben ist. Die bei den SV-Beschäftigten (damals) nicht mitgezählten geringfügigen<br />

Beschäftigten wären also nach der von Vollzeit- und Teilzeitarbeit abstrahierenden Erfassungslogik<br />

der „Handwerksbeschäftigung“ zu den SV-Beschäftigten hinzuzurechnen.<br />

Eindeutig überhöht war das Ergebnis der Handwerkszählung 1995 indessen, weil mehr<br />

„Mischbetriebe“ beim Handwerk mitgezählt wurden als in der vorausgegangenen<br />

Handwerkzählung 1977, also auch solche, die damals als „nichthandwerklich“ aussor-<br />

24 Es ist aus unserer Sicht müßig, darüber zu rechten, wann das Handwerk „richtig“ oder „falsch“ gezählt<br />

wurde. Hier <strong>für</strong> die Zukunft Klarheit zu schaffen, ist weder Aufgabe der Statistiker noch der<br />

Handwerksforschung, sondern allein des Gesetzgebers. Wichtig aus Sicht der Wissenschaft ist lediglich,<br />

dass die Zurechnungspraxis im Zeitablauf konstant bleibt.<br />

25 Erinnert sei an die gravierende Untererfassung der geringfügigen Beschäftigung in den späten achtziger<br />

und frühen neunziger Jahren in anderen Bereichen der amtlichen Statistik. Die Zahl der in der<br />

amtlichen Statistik ausgewiesenen Erwerbstätigen in Deutschland musste 1998 aufgrund der fehlerhaften<br />

Erfassung der „geringfügigen Beschäftigten“ um 3,57 Mill. angehoben werden – von 33,97<br />

Mill. auf 37,54 Mill (ANBA 2000: 47).

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