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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel VIII: Die räumliche Dimension des handwerklichen Strukturwandels 349<br />

Im Jahr 1994 war die Situation in den fünf Flächenländern Ostdeutschlands durch die<br />

überdurchschnittlich hohen Anteile der Gewerbegruppe II am gesamten Unternehmensbestand<br />

charakterisiert. Der durchschnittliche Anteilswert <strong>für</strong> Deutschland betrug 38 %,<br />

während er sich in den neuen Ländern zwischen 41 und 45 % bewegte. Hier spiegelt<br />

sich die unmittelbar nach der deutschen Wiedervereinigung mit öffentlichen Mitteln<br />

stark angekurbelte Nachfrage nach handwerklichen Leistungen im Baubereich wider.<br />

Die westdeutschen Länder wiesen dagegen überdurchschnittlich hohe Anteile am Unternehmensbestand<br />

im Nahrungsmittelgewerbe, im Gesundheits-/Körperpflege-/Reinigungsgewerbe<br />

sowie im Bekleidungs-/Textil-/Ledergewerbe auf. Bei der Standortverteilung<br />

in den Gewerbegruppen III und VII spielen regionale Besonderheiten eine wichtige<br />

Rolle. So ist das Holzgewerbe in den waldreichen Regionen Bayerns, Thüringens und<br />

Sachsens – traditionellen Standorten der Holzverarbeitung – naturgemäß stark vertreten.<br />

In den Mittelgebirgsregionen dieser Länder finden sich auch relativ viele Standorte des<br />

Glas- und Keramikgewerbes.<br />

Die kartographische Darstellung der Beschäftigtenstruktur untermauert die o.g. Aussagen<br />

zur dominanten Stellung des Bauhandwerks in der deutschen Handwerkswirtschaft,<br />

insbesondere aber in Ostdeutschland (Karte VIII-4). Hier waren zwischen 35 und 38 %<br />

aller Beschäftigten im Bau-/Ausbaugewerbe tätig. Der durchschnittliche Wert <strong>für</strong><br />

Deutschland wurde dabei um cirka 10 Prozentpunkte überschritten.<br />

Die Gesundheits-, Pflege- und Reinigungshandwerke besitzen ein großes Gewicht in<br />

den Stadtstaaten sowie in den stark urbanisierten Flächenländern Nordrhein-Westfalen,<br />

Hessen und dem Saarland. Die entsprechenden Anteile an der Beschäftigung betragen<br />

zwischen 22 und 30 %. Der Durchschnittswert <strong>für</strong> Deutschland beläuft sich hingegen<br />

nur auf 19 %. Einen Erklärungshintergrund <strong>für</strong> die starke Präsenz dieser Gewerbegruppe<br />

– und hier insbesondere des Gebäudereinigungsgewerbes - bietet die Siedlungsstruktur<br />

der genannten Länder. Hamburg und Berlin, der Raum Düsseldorf – Köln - Bonn<br />

sowie Frankfurt stellen metropolitane Räume dar, welche entweder als Regierungssitz,<br />

als Zentrum der Wissenschaft und Künste, als Hauptsitz internationaler Organisationen<br />

und global operierender Unternehmen oder als Finanzplatz und Medienstandort von<br />

internationalem Rang fungieren. In diesen Einrichtungen besteht eine große Nachfrage<br />

nach Reinigungsleistungen und anderen Diensten aus dem Bereich des Facility Managements.<br />

Gleichzeitig fragen die im tertiären und quartären Sektor Tätigen in hohem<br />

Maß die Dienste von Textilreinigern/Bügelanstalten und des Friseurhandwerks nach.

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