10.12.2012 Aufrufe

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kapitel VI: Strukturwandel im Handwerk II: Zur Entwicklung ausgewählter Gewerke 243<br />

Wettbewerbsdruck geht auch von anderen Nahrungsmittelanbietern auf das Bäckerhandwerk<br />

aus. Veränderte Ernährungsgewohnheiten – der Trend zum „fast food“ oder<br />

„Verzehr außer Haus“ –gehen zu Lasten traditioneller Formen des Frühstücks- und Abendbrots.<br />

Zum Teil haben Bäckereiunternehmen auf diesen Trend mit dem Angebot<br />

belegter Brötchen oder der Ergänzung des Ladengeschäfts durch einen Imbiss reagiert.<br />

Diese Kombination des Grundnahrungsmittels Brot mit anderen gastronomischen Angeboten<br />

erscheint insbesondere in Städten viel versprechend. Dies zeigt, dass auch im<br />

traditionellen Bäckerhandwerk die Grenzen zu benachbarten Nahrungsmittelanbietern<br />

verschwimmen. Einige Unternehmen des Bäckerhandwerks haben dagegen bewusst<br />

Abstand von der Tiefkühltechnik oder dem Einsatz bestimmter Backmittel genommen<br />

und setzen – im Sinne einer ökologisch orientierten Produktion – auf traditionelle Produktionsformen<br />

und naturbelassene Inhaltsstoffe. Es wird sich herausstellen, ob diese<br />

Ausrichtung des Angebots ein tragfähiges Marktsegment bedient oder nur eine Marktnische<br />

bleibt. Ungeachtet dessen wird die Zahl der Unternehmen weiter abnehmen.<br />

Marktbeobachter halten ein Schrumpfen des Betriebsbestandes auf 2000 Unternehmen<br />

<strong>für</strong> möglich (Wohlers 1997: 6-8).<br />

2.3. Das Konditorenhandwerk: Bäckereien mit spezialisiertem Zusatzangebot?<br />

Nach den Berechnungen des <strong>RWI</strong> hat sich die Zahl der Konditoreibetriebe seit der<br />

Handwerkszählung 1995 um ca. 750 bzw. 22,5% auf rund 2 600 verringert. Für den<br />

Rückgang der Betriebszahlen sind mehrere Gründe ursächlich.<br />

– Das Ernährungsverhalten der Bevölkerung hat sich verändert. Konditoreiwaren<br />

haben <strong>für</strong> viele Menschen nicht mehr den Rang des Besonderen, wie es noch vielfach<br />

in den fünfziger oder sechziger Jahren der Fall war. Die Cafés stehen vor allem<br />

in den Innenstädten im Wettbewerb mit anderen gastronomischen Angeboten.<br />

– Die wirtschaftliche Entwicklung in den vergangenen Jahren (zwischen 1996 und<br />

2003 realer Umsatzrückgang –24,3%) bietet <strong>für</strong> Existenzgründer offenbar wenig<br />

Anreiz sich im Konditorenhandwerk selbständig zu machen. Die aus Altersgründen<br />

ausscheidenden Betriebsinhaber finden immer seltener Nachfolger (Nachwuchsproblematik).<br />

In der Folge treten mehr Unternehmen aus dem Markt aus als neue<br />

hinzukommen.<br />

– Hohe Mieten in den Innenstädten, der Zuwachs von Einkaufszentren auf der „grünen<br />

Wiese“ und verkehrspolitische Restriktionen wie Erweiterung der Fußgängerzonen<br />

und autofreie Innenstädte, Parkplatzmangel sowie teure Parkgebühren erschweren<br />

zudem die Existenzbedingungen von Konditorei-Cafés (Standortprobleme).<br />

Viele Unternehmen des Konditoreihandwerks werden in Kombination mit dem Betrieb<br />

eines Cafés geführt. Konditoreien mit Cafés sind häufig in Innenstadtlagen oder in der<br />

Nähe von touristischen Attraktionen anzutreffen. Sie bedienen einen spezifischen Bedarf<br />

des Backwarenmarktes. Die Confiserie (Pralinen, Trüffel, Konfekt) ist nach wie vor

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!